Das Kniegelenk hat als Abstandhalter die Kniescheibe (Patella), die als eine Art Kraftumleiter funktioniert. Sie ist nötig, damit die vordere Oberschenkelmuskulatur bei gebeugtem Kniegelenk günstig die Kraft auf den Unterschenkel übertragen kann.
An der Oberseite der Kniescheibe setzt die große vordere Oberschenkelmuskulatur mit einem Sehnenende an. Dagegen zieht die Kniescheibensehne an der Unterseite der Kniescheibe zur Vorderseite des Schienbeins (Tibia) und setzt dort an einem kleinen Knochenvorsprung (Tuberositas tibiae) an. Die Kniescheibensehne verbindet die Kniescheibe (Knochen) mit dem Schienbein (Tibia). In der Medizin wird die Kniescheibensehne (Patellasehne) auch als Ligamentum bezeichnet.
Zwischen den zwei Oberschenkelköpfen gibt es eine Gleitrinne, in der die Kniescheibe (Patella) beim Beugen und Strecken circa fünf bis zehn cm gleiten kann. Dadurch wird die Kraft direkt übertragen. Die Rückfläche der Kniescheibe ist mit hyalinem Knorpel überzogen.
Die Arthrose der Kniescheibe, auch Retropatellararthrose genannt, ist die häufigste Erkrankung der Kniescheibe (Patella). Es gibt verschiedene Ursachen für eine Kniescheibenarthrose. Mögliche Ursachen sind:
Hierbei handelt es sich um eine meist harmlose aber häufig sehr schmerzhafte Überlastung der Kniescheibe von Kindern und Jugendlichen. Die Schmerzen treten hinter der Kniescheibe auf, vor allem beim Treppensteigen und Einnehmen der tiefen Hocke. Diese Schmerzen vergehen in den meisten Fällen bis zum 25. bis 30. Lebensjahr. Hinter den Beschwerden darf sich jedoch keine Krankheit verbergen, diese sollte auf jeden ausgeschlossen werden.
Die Kniescheibe läuft bei der Patellalateralisation zu weit außen in der Gleitrinne des Oberschenkels. Dies verursacht eine asymmetrische Belastung der Kniescheibe. Die Außenseite wird verstärkt belastet. Ursache sind meist Fehlanlagen des Gleitlagers oder der Kniescheibe in Kombination mit einer Muskelschwäche der inneren vorderen Oberschenkelmuskulatur (Musculus vastus medialis).
Die Kniescheibe springt bei der Patellaluxation aus ihrer vorgegebenen Bahn des Oberschenkels. Sie springt praktisch immer nach außen aus ihrer Gleitbahn heraus. Hierbei kommt es immer zu einem Zerreißen von Kapselbändern. Risikofaktoren für eine Kniescheibenverrenkung bzw. Patellaluxation sind:
Eine einmal herausgesprungene Kniescheibe birgt immer wieder das Risiko erneut herauszuspringen. Ziel der Therapie ist es, die Krafteinleitung zu verbessern. Durch eine krankengymnastische Aufschulung der entgegenwirkenden Muskulatur, soll die Kniescheibe wieder in seine ursprüngliche Position gebracht werden. Es handelt sich hierbei um die inneren Kniestrecker, also im Wesentlichen den Musculus vastus medialis. Dies kann zusätzlich durch eine entsprechende Kniebandage unterstützt werden. Bei wiederholten Verrenkungen der Kniescheibe ist jedoch ein operativer Eingriff zu erwägen, um bleibende Schäden vorzubeugen.
Am Kniegelenk gibt es zwei Schleimbeutel, welche die Kniescheiben gleiten lassen. Die so genannte Bursa präpatellaris liegt direkt vor der Kniescheibe und kann sich bei kleinen Hautverletzungen, Prellungen und teilweise auch ohne ersichtliche Ursache entzünden. Der Schleimbeutel füllt sich dann mit Erguss und ist vor der Kniescheibe als weiche Struktur tastbar. Diese Schleimbeutelentzündung kann weitreichende Folgen wie eine Knieinfektion oder Blutvergiftung haben. Daher muss bei einer starken Infektion der Schleimbeutel entfernt werden.
Es handelt sich um eine seltene Erkrankung des Wachstumsalters. Sie tritt meist zwischen dem 10. bis 14. Lebensjahr auf. Der Morbus Sindling Larsen ist eine Durchblutungsstörung des unteren Kniescheibenpols. Die Erkrankung heilt in den meisten Fällen auch ohne Therapie mit Sportkarenz folgenlos aus.
In seltenen Fällen ist die Kniescheibe doppelt angelegt, beziehungsweise es fehlt der Zusammenschluß verschiedener Knochenkerne. Oft findet sich im oberen äußeren Quadranten der Kniescheibe ein zusätzlicher Knochen (Patella bipartia), der an sich keinen Krankheitswert hat. Insgesamt können bis zu sechs Knochenanteile auftreten. Mit zunehmender Fragmentzahl steigt aber das Risiko eines verfrühten Knorpelabriebs hinter der Kniescheibe. In der Regel ist hier eine Behandlung nicht erforderlich. In sehr seltenen Fällen kann aber das nicht vereinigte Teilstück entfernt werden.
Von einem Patellaspitzensyndrom sind vor allem Sportler betroffen. Es handelt sich hierbei um eine chronische, schmerzhafte, degenerative Überlastungserkrankung des Kniescheibenstreckapparates am Knochen- / Sehnenübergang der Kniescheibenspitze. Die Kniescheibensehne (Ligamentum patellae) setzt am unteren Pol der Kniescheibe an und zieht zu einem Knochenvorsprung am Schienbein (Tuberositas tibiae). Das Knie wird über diese Sehne gestreckt. Beim Sport wird die Sehne entsprechend stark belastet. Bei Überlastung kann es zu einer Entzündung des Sehnenansatzes an der Kniescheibe kommen. Die Therapie beinhaltet in erster Linie Schonung und bei Bedarf entzündungshemmende Medikamente. In den Sehnenansatz darf kein Kortison gespritzt werden, dies ist ein Kunstfehler. Sie kann nämlich zu einem Riss führen.
Die Plica mediopatellaris ist eine Schleimhautfalte, die zwischen innerer Oberschenkelrolle und der Kniescheibe entlangzieht. Diese Falte ist bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgebildet und kann sehr fest und derb werden. Unter Umständen kann dies zu Beschwerden führen, wie Druckschmerzen am inneren Kniescheibenrand oder Andruckschmerz der Kniescheibe. Die Erkrankung lässt sich meist mit Schonung, Salben und Physiotherapie behandeln. In seltenen Fällen ist eine Durchtrennung oder Entfernung der Plica notwendig. Dies ist heute mittels Kniespiegelung sehr einfach und problemlos durchzuführen.
Die Osgood-Schlattersche Erkrankung beschreibt eine Verknöcherungsstörung am Ansatz der Kniescheibensehne am Unterschenkel (Tuberositas tibiae). Die Erkrankung betrifft vor allem Jungen im Alter zwischen 10 und 16 Jahren. Die Therapie besteht hier in der Schonung und eventuell einer Salbenanwendung. Eine Operation ist nur bei starken Beschwerden erforderlich und erst nach Abschluss des Wachstums möglich, da hier die Gefahr einer Wachstumsstörung besteht.
Kniescheibenerkrankungen bzw. Schäden an der Kniescheibe machen sich durch folgende Beschwerden bemerkbar:
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Hierzu gehören:
Durch physikalische Maßnahmen werden die Körperfunktionen gefördert und akute sowie chronische Schmerzzustände zur Heilung gebracht. Es werden gezielte Maßnahmen auf das Krankheitsbild abgestimmt. Zur physikalischen Therapie gehören folgende Therapiemaßnahmen:
Bei der medikamentösen Therapie spielen die NSAR (nicht steroidale Antirheumatika) und das Orthokin eine wichtige Rolle. NSAR wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend. Eine wichtige Behandlungsmethode ist jedoch das Orthokin. Daher soll sie hier kurz beschrieben werden. Knorpelschäden werden unter anderem durch eine Dysbalance der Immunstoffe im Knorpel hervorgerufen. Durch das Ungleichgewicht wird das Fortschreiten der Arthrose begünstigt. Hier setzt das Orthokin an. Durch eine Stimulierung der Monozyten wird das schützende Immunprotein IL-1Ra gebildet. Bei Arthrosepatienten ist dieses Immunprotein nur in geringer Menge vorhanden. Die notwendigen Schutzproteine werden aus dem eigenen Blut des Patienten gebildet und im Anschluss wieder direkt an den Krankheitsherd, in das betroffene Gelenk gespritzt. Der Rezeptorblocker verdrängt die schädigenden Immunstoffe, bremst deren Wirkung und stellt somit das natürliche Gleichgewicht der Immunstoffe im Körper wieder her. Der krankhafte Prozess der Knorpelzerstörung kann somit aufgehalten werden.
Weitere Behandlungsmethoden sind:
Letzte Aktualisierung am 14.05.2021.