Die Baker-Zyste, auch Poplitealzyste genannt, ist eine in der Kniekehle meist mittig gelegene, mit Flüssigkeit gefüllte Ausstülpung der hinteren (dorsalen) Gelenkkapsel. Es handelt sich um eine gutartige, gallertig oder flüssig gefüllte Zyste (Hohlraum). Sie befindet sich zwischen dem Musculus gastrocnemius (medialer Kopf) und dem Musculus semimembranosus. Die Zyste wird meist im Zusammenhang mit einem Schaden innerhalb des Kniegelenks, beispielsweise einer Läsion des medialen Meniskus oder auch Rheumatoiden Arthrose hervorgerufen. Es handelt sich um eine durch Kniebinnenerkrankungen mit chronischen Kniegelenkerguss einhergehende Ausstülpung. Die Gelenkkapsel gibt am Ort des geringsten Widerstandes (Locus minoris resistentiae) nach und bildet eine Zyste aus. Ihr Name stammt von dem Erstbeschreiber W. M. Baker, einem englischen Chirurgen aus London.
Die Baker-Zyste kann verschiedene Ausgangspunkte haben. Diese können sein:
Prinzipiell kann eine Baker-Zyste in jedem Lebensalter auftreten. Kinder sind jedoch von der Ausbildung einer Zyste der Kniekehle selten betroffen. Kommt es dennoch zur Ausbildung einer Baker-Zyste im Kindesalter, so sind Jungen doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Überwiegend lässt sich die Erkrankung jedoch im mittleren und fortgeschrittenem Lebensalter beobachten (60 Jahre und älter). Die Zyste entsteht bei Kindern oft spontan, bei Erwachsenen meist bei Kniegelenksergüssen im Rahmen verschleißbedingter Erkrankungen.
Ursache für die Ausbildung einer Baker-Zyste ist die vermehrte Produktion von Gelenkflüssigkeit. Der Körper versucht den Schaden im Kniegelenk, wie beispielsweise eine Arthrose oder einen länger bestehenden Meniskusschaden, dadurch auszugleichen. In den meisten Fällen ist eine verschleißbedingte Ursache, also eine Arthrose oder ein Meniskusriss verantwortlich für die Ausbildung einer Baker-Zyste. Oft treten Baker-Zysten im Rahmen von Kniegelenkserkrankungen auf, die eine Reizung der Gelenkinnenhaut verursachen und dadurch zu einer vermehrten Produktion von Gelenkflüssigkeit führen.
Durch die vermehrte Produktion von Gelenkschmiere versucht das Kniegelenk, die Funktion des Gelenkes wieder zu verbessern. Hierdurch kommt es zur dauerhaften Erhöhung des Gelenkinnendrucks. In der Folge kommt es zu einer Erschlaffung des umliegenden Bindegewebes, die schwächste Stelle der Kniegelenkskapsel gibt nach und bildet eine mit Flüssigkeit gefüllte Zyste.
Die Zyste bildet wiederum einen „Überlaufsack", der über eine stielförmige Verbindung mit dem Kniegelenk verbunden ist. Dieser Stiel verläuft meist zwischen dem mittigen (medialen) Kopf des Musculus gastrocnemius (Wadenmuskel) und der Ansatzsehnenplatte der Beugemuskulatur (Musculus semimembranosus = Oberschenkelmuskel) hindurch. Manchmal nimmt der Druck innerhalb der Zyste so zu, dass die Zystenwand an einer Stelle reißt und die Flüssigkeit in die Unterschenkelmuskulatur fließt (rupturierte Baker-Zyste). Dieses Ereignis führt zu heftigen Schmerzen und einer starken Entzündungsreaktion mit Schwellung und Rötung des gesamten Unterschenkels.
Baker-Zysten bereiten in der Regel keine oder wenig Beschwerden. In den meisten Fällen bilden sie sich ohne Behandlung zurück, sobald die zugrunde liegende Erkrankung wieder abklingt. Vor allem bei Kindern verschwinden die Zysten meist so schnell, wie sie aufgetreten sind. Typische Symptome einer Baker-Zyste sind:
Bei zu starkem Druck kann die Baker-Zyste reißen und so ein Kompartmentsyndrom hervorrufen. Reißt schließlich die Zyste, so kommt es zu plötzlich einsetzenden Schmerzen in der Kniekehle. Der Schmerz und die Schwellung hängen in der Regel vom Aktivitätslevel des Betroffenen ab. Je aktiver die Patienten sind, desto stärker sind die Beschwerden.
Neben der klinisch manuellen Untersuchung wird der Befund meist durch Ultraschall und der Beschwerden gesichert. Häufig lassen sich Schmerzen bei tiefem Ertasten der Kniekehle hervorrufen. Neben der Anamnese und dem klinischen Befund können folgende diagnostische Methoden zur Diagnosesicherung durchgeführt werden:
Aufgrund ihrer schwellenden Natur kann eine Baker-Zyste einem Tumor der hinteren Kniekehle ähneln. Daher sollte stets eine bösartige Erkrankung ausgeschlossen werden. Kommt es zur Ruptur der Zyste, also zu einem Riss mit Austritt von Flüssigkeit ins Gewebe, lässt sich eine Schwellung im betroffenen Gebiet und ein bei Druck stärker werdender Schmerz finden. Dieser Zustand kann leicht mit einer tiefen Beinvenenthrombose verwechselt werden.
Ziel jeder Behandlungsform ist, die dauerhafte Behebung der Beschwerden sowie die Schwellung und Schmerzen in der Kniekehle. Die Therapieform richtet sich nach der Ursache der Baker-Zyste. Grundsätzlich stehen konservative und operative Therapiemaßnahmen zur Verfügung.
Die Baker-Zyste sollte zunächst mit konservativen Maßnahmen behandelt werden. Die konservative Therapie richtet sich vor allem auf die Behandlung der Baker-Zyste selbst. Insbesondere im Kindesalter führen diese Maßnahmen häufig zu einer dauerhaften Beschwerdelinderung, auch wenn sie zunächst an der Ursache nichts ändern.
Im Vordergrund der konservativen Therapie stehen entzündungshemmende Medikamente, vor allem aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac. Seit kurzem finden auch Cox-2-Hemmer Anwendung als Therapeutikum.
Kortisonhaltige Präparate sollten aufgrund der zahlreichen Nebenwirkungen nicht sofort verabreicht werden, sind dafür aber sehr wirksam. Ist jedoch ein Kortisonpräparat indiziert, so wird sie mithilfe einer Spritze direkt in das Knie verabreicht, um den entzündlichen Vorgang vor Ort zu stoppen. Zudem lässt sich der Inhalt der Baker-Zyste auch mit einer Spritze heraussaugen und die verbleibende Hülle mit Kortison ausspülen. Hier ist jedoch mit einem Wiederauftreten der Zyste zu rechnen.
Bildet sich die Baker-Zyste trotz konservativer Maßnahmen innerhalb von sechs Monaten nicht zurück, so empfiehlt sich die operative Entfernung der Zyste. Im Vordergrund steht vor allem die Sanierung der zugrunde liegenden Knieerkrankung, wie beispielsweise der Meniskusschaden. Kann der Knieschaden, z. B. mittels Arthroskopie behoben werden, so bildet sich die Baker-Zyste in 2/3 der Fälle von selbst wieder zurück. Oft ist eine Operation der Baker-Zyste an sich selbst nicht erforderlich. Eine Ausnahme stellen die Rheumatiker dar, da sich hier entzündlich verändertes Kapselgewebe in der Zyste befindet und dieses entfernt werden sollte.
Bei dem Eingriff wird die Baker-Zyste im Ganzen entfernt. Vor allem bei Baker-Zysten die mit der Gelenkkapsel verbunden sind, sollte man drauf achten, dass der Stiel, welcher die Verbindung zwischen Zyste und Kniegelenk darstellt, unterbunden wird. Nach der Operation werden die entnommenen Zystenstrukturen histologisch untersucht, um bösartige Neubildungen zu erkennen oder auszuschließen.
Merke: Wird die eigentliche Ursache bzw. der Reizzustand im Knie nicht gestoppt, so kann die Zyste über kurz oder lang immer wieder auftreten.
Die Baker-Zyste bessert sich in vielen Fällen bereits ohne Therapie innerhalb weniger Tage. Sie verschwindet spontan, kann aber bei Belastung immer wieder auftreten. Trotz der empfohlenen konservativen Therapie löst sich die Baker-Zyste nur selten vollständig auf. Ein Verschwinden oder Eintrocknen der Baker-Zyste ist bei der Anwendung rein konservativer Maßnahmen in der Regel nicht zu erwarten. Dies wird in der Regel nur dann erreicht, wenn die Ursache beseitigt werden konnte, also meist durch eine operative Therapie. Die Operation führt zwar zur kompletten Entfernung der Zyste, jedoch muss nach einer Operation mit einer hohen Rezidivrate gerechnet werden, solange die Ursache im Kniegelenk nicht beseitigt wurde.
Nur bei bestimmten Ursachen kann eine Baker-Zyste vorgebeugt werden. Man kann einen Meniskusschaden vermeiden, indem man gelenkbelastende Sportarten und Bewegungen möglichst nicht ausführt. Stattdessen empfehlen wir schonende Sportarten wie Radfahren oder Kraulschwimmen, um die Beweglichkeit des Kniegelenks dauerhaft zu erhalten oder zu verbessern. Bei sitzenden Tätigkeiten, sollten Sie auf eine häufige Veränderung der Sitzhaltung achten. Übergewichtige Menschen sollten auf jeden Fall abnehmen.
Letzte Aktualisierung am 10.05.2021.