Bei einem Oberschenkelhalsbruch bzw. einer Schenkelhalsfraktur kommt es zu einem Bruch im Bereich des oberen Endes des Oberschenkelknochens (Femur), knapp unterhalb des Oberschenkelkopfes (Hüftkopf). Hierbei handelt es sich um häufige und typische Verletzungen bei älteren Menschen, welches meist aufgrund eines Sturzes auf die seitliche Hüfte auftritt.
Ab dem 60. Lebensjahr nimmt die Häufigkeit eines Schenkelhalsbruches zu, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. In Deutschland erleiden jährlich mehr als 100.000 Menschen einen Oberschenkelhalsbruch. Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bis zum 60. Lebensjahr kommt es sehr selten zu Oberschenkelhalsbrüchen. Eine Verletzung kann hier praktisch nur durch starke Gewalteinwirkung hervorgerufen werden.
Eine Einteilung der Schenkelhalsfrakturen erfolgt entweder nach ihrer Lokalisation oder der Dislokationsrichtung:
In der Regel unterscheidet man zwischen:
Geläufige Einteilungen der unterschiedlichen Frakturtypen sind die nach Pauwels und Garden. Sie dienen vor allem der Verständigung von Fachleuten untereinander und erlauben eine Ableitung ärztlicher Therapiemaßnahmen.
Je kleiner der Bruchflächenwinkel ist, desto stabiler ist der Bruch. Die Gefahr eine Falschgelenkbildung steigt mit zunehmendem Bruchflächenwinkel.
Mit zunehmender Garden-Zahl steigt die Gefahr einer Hüftkopfnekrose (Hüftkopfabsterben).
Häufig sind ältere Patienten (geriatrische Patienten) von dieser Verletzungsform betroffen. Hauptursache des Knochenbruchs ist die Osteoporose. Durch einen Verlust der Knochenmasse (Osteoporose) und Gangunsicherheiten können bereits banale Stürze zu einem Oberschenkelhalsbruch führen. Bei extremen Knochenschwund reicht bereits das Aufstehen von einem Stuhl aus, um einen Bruch des Schenkelhalses auszulösen. Dies wird in der Medizin auch als pathologische Spontanfraktur bezeichnet. In 70 Prozent der Fälle handelt es sich um häusliche Unfälle, z.B. durch Stolpern über einen Teppich.
Ein großer Teil der Stürze wird zudem durch Schwindelanfälle verursacht oder durch eine kurze Bewusstlosigkeit, welches aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Nervenerkrankungen auftreten kann. Auch Sehstörungen, Alkohol oder Medikamente können eine Unfallursache sein.
Bei jüngeren Patienten hingegen ist eine erhebliche Krafteinwirkung erforderlich, bis eine Schenkelhalsfraktur auftritt. Man sieht diese Bruchform gelegentlich nach Autounfällen oder Absturzverletzungen. In sehr seltenen Fällen können auch bestehende Tumorerkrankungen mit Tochtergeschwülsten im Knochen zu Knochenbrüchen führen.
Ein Oberschenkelhalsbruch macht sich durch folgende Beschwerden bemerkbar:
Oft findet man die mediale Schenkelhalsfraktur und so genannte pertrochantäre Brüche. Laterale Schenkelhalsfrakturen kommen deutlich seltener vor.
Symptome bei einer medialen Schenkelhalsfraktur sind:
Eingestauchte und nicht dislozierte Frakturen verlaufen in der Regel symptomlos. Oft werden hier die dumpfen Schmerzen nach Unfall- oder Sturzereignis für eine Prellung gehalten. Patienten mit solchen Frakturen kommen meist zu Fuß zum Arzt und klagen über Schmerzen beim Laufen.
In seltenen Fällen kommt es zu Verletzungen größerer Gefäße oder Nerven des Beines mit entsprechender Ausfallsymptomatik. Unter Umständen kann es jedoch zu einer Unterbrechung der Blutzufuhr kommen.
Sofortmaßnahmen nach einer Schenkelhalsfraktur sind:
In den meisten Fällen wird die Verdachtsdiagnose der Schenkelhalsfraktur durch eine Röntgenaufnahme des Hüftgelenkes gesichert. In der Regel erfolgt eine Beckenübersichtsaufnahme und eine axiale Aufnahme der Hüfte. Auf dem Röntgenbild lässt sich unter anderem erkennen, wo genau der Bruch verläuft, welches eine große Rolle bei der Therapieauswahl spielt.
In den meisten Fällen reicht eine Röntgenaufnahme aus, danach ist keine weitere bildgebende Diagnostik mehr notwendig. Lässt sich jedoch trotz eindeutiger Beschwerden im Röntgenbild kein Bruch nachweisen, sind weitere Untersuchungen erforderlich. Dazu gehört unter anderem eine Kontrollröntgenuntersuchung drei bis fünf Tage nach dem Unfall, sowie eventuell eine Computertomographie (CT), oder eine Magnetresonanztomographie (MRT).
Die CT und MRT kommen vor allem bei jungen Patienten zum Einsatz, die einer erheblichen Gewalteinwirkung ausgesetzt waren, um gegebenenfalls weitere Verletzungen wie z.B. Beckenbrüche zu erfassen und zu spezifizieren.
In der Regel werden Schenkelhalsfrakturen als „Notfall mit aufgeschobener Dringlichkeit" operativ versorgt. Zunächst erfolgt eine internistische Basisdiagnostik, welches von einer entsprechenden Akuttherapie gefolgt wird. Meist erfolgt dann die operative Therapie 48 bis 72 Stunden nach Einlieferung. In den allermeisten Fällen wird eine Schenkelhalsfraktur operativ versorgt.
Selten ist der Bruch derart stabil eingestaucht, so dass eine konservative Behandlung in Frage kommt. Zudem führt die konservative Behandlung, vor allem bei älteren Patienten, zu einer Immobilisation. Daher bleibt die konservative Behandlung in der Regel den seltenen jungen Patienten vorbehalten, die auch unter völliger Entlastung eines Beines mobilisiert werden können. Ziel jeder Therapieform ist die frühestmögliche Mobilisation des Patienten. Die Ruhigstellung der Patienten sollte so kurz wie möglich und so lang wie nötig gehalten werden.
Die mediale Schenkelhalsfraktur wird beim alten Menschen häufig durch Implantation einer Hüfttotalendoprothese oder Hemiprothese (Duokopfprothese) versorgt. Diese Verfahren werden vor allem deswegen bevorzugt, um dem älteren Patienten nach Möglichkeit eine zweite Operation zu ersparen und das Risiko einer späteren Hüftkopfnekrose zu minimieren. Zudem dürfen die Patienten nach einer Totalendoprothese oder Duokopfprothese viel schneller die betroffene Seite belasten. Dies senkt wiederum auch das Risiko eine drohenden Immobilität.
Dagegen rät man jüngeren Patienten eher zu hüftkopferhaltenden Verfahren, weil bei ausbleibender Hüftkopfnekrose der Erhalt des eigenen natürlichen Gelenkes eine erhebliche Steigerung der Lebensqualität bedeutet. Zudem ist dem jüngeren Patienten im Falle einer Hüftkopfnekrose eine Zweitoperation eher zumutbar.
Häufig werden unverschobene (nicht dislozierte) bzw. eingestauchte mediale Schenkelhalsfrakturen mit flachem Frakturneigungswinkel mittels so genannter Zugschrauben behandelt. Dabei handelt es sich um hohle Schrauben, die über zuvor eingebrachte Führungsdrähte geschraubt werden (Lochschrauben).
Laterale Schenkelhalsfrakturen werden in Abhängigkeit vom Dislokationsgrad, oft gelenkerhaltend, mit einer Osteosynthese versorgt. Generell unterscheidet man zwischen den hüftkopferhaltenden oder hüftkopfersetzenden Operationsverfahren. Hüftkopferhaltende Operationen sollten so schnell wie möglich erfolgen, das bedeutet innerhalb von 6 Stunden nach dem Unfallereignis, um der Gefahr einer Hüftkopfnekrose (Hüftkofsterben) vorzubeugen. Grundsätzlich wird die hüftkopferhaltende Operation eher bei jüngeren und aktiven Patienten angewendet, da sich eine Hüftprothese mit zunehmender Aktivität und Belastung schneller lockert.
Stabile Schenkelhalsfrakturen, diese sind hüftkopfnahe, nicht verschobene, eingekeilte Brüche, müssen nicht unbedingt operiert werden. In diesem Fall wird das verletzte Bein geschient und die Patienten erhalten zur Thromboseprophylaxe Spritzen ins Unterhautfettgewebe. Des Weiteren werden Schmerzmittel verschrieben und krankengymnastische Übungen durchgeführt. Trotz allem ist auch in solchen Fällen die operative, hüftkopferhaltende Therapie, Mittel der ersten Wahl.
Zu den hüftkopferhaltenden Therapieoptionen gehören:
Durch den Schenkelhals des Oberschenkels werden drei Schrauben in den Hüftkopf eingeführt. Dabei wird die knorpelige Hüftkopfoberfläche nicht durchbrochen. Wichtig ist, dass die Schrauben möglichst parallel zueinander liegen und das Schraubengewinde nicht die Bruchlinie durchkreuzen, damit sich der Bruch unter Belastung einstauchen kann. Es handelt sich um einen schnellen Eingriff mit wenig Weichteilverletzung. Des Weiteren bleiben Hüftkopf und damit das natürliche Hüftgelenk erhalten. Nachteil dieser Methode ist, dass es bei schlechter Knochensubstanz (Osteoporose) zu einem Abrutschen der Fraktur oder einer Falschgelenkbildung (Pseudoarthrose) kommen kann. Zudem ist hier eine sofortige Vollbelastung nicht möglich.
Hier wird am Oberschenkel eine Metallplatte-Schrauben-Konstruktion befestigt. Die Schraube verläuft durch den Schenkelhals in den Hüftkopf. Es hat die Fähigkeit wie ein Teleskop zu gleiten und kann dadurch einen Stauchungseffekt im Bruchbereich hervorrufen. Es handelt sich um ein schnelles Operationsverfahren, bei dem das natürliche Hüftgelenk erhalten bleibt. Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass es zu einem Abrutschen der Fraktur kommen kann und auch leider häufiger Hüftkopfnekrosen entstehen können. Zudem ist auch hier keine sofortige Vollbelastung möglich.
Hüftkopfersetzende Verfahren:
Ein künstliches Hüftgelenk ist vor allem bei geriatrischen Patienten mit schlechter Knochensubstanz, vorbestehender Hüftgelenksarthrose und absehbaren Schwierigkeiten bei der Mobilisation sinnvoll. Nach dem Eingriff ist eine sofortige schmerzadaptierte Vollbelastung möglich. Zudem besteht eine leichtere Frühmobilisation und die Gefahr einer Hüftkopfnekrose wird aufgehoben. Es handelt sich jedoch um einer größere Operation, bei der eine größere Weichteiltraumatisierung besteht. Zudem ist bei einer Prothesenlockerung eine Wechseloperation erforderlich.
In Deutschland gehört der Ersatz des Hüftgelenkes durch eine totale Endoprothese (TEP) oder eine Hüftkopfprothese zu den häufigsten Eingriffen überhaupt. Es ist das Therapieverfahren der Wahl bei älteren Menschen (> 65 Jahre).
Während oder nach Operation können folgende Komplikationen auftreten:
In der Regel ist durch eine schnelle Operation meist ein sehr gutes Ergebnis erreichbar. Zudem kann die volle Mobilität wieder erlangt werden. Am besten sind Operationsverfahren geeignet, die eine schnelle Belastung erlauben.
Bei älteren Menschen ist nach der Operation eine Frühmobilisation unbedingt anzustreben.
Die Mobilisation beginnt meist am 1. postoperativen Tag mit Stehen am Bett. Bei einer DHS (Dynamischen Hüftschraube) wird in der Folgezeit das operierte Bein für einen Zeitraum von sechs bis zwölf Wochen nur teilbelastet (15 bis 20 kg).
Nach etwa ein bis zwei Jahren kann das eingebrachte Osteosynthesematerial (Metall) wieder entfernt werden. Sie muss jedoch nicht unbedingt entfernt werden und kann im Körper verbleiben. Nach etwa drei Monaten wird die Vollbelastung erreicht. Bei der Implantation einer Hüftprothese darf sofort mit einer stärkeren Belastung begonnen werden.
Zudem sollte die fortschreitende Knochenbruchheilung durch regelmäßige Röntgenkontrollen dokumentiert werden.
Wichtig ist vor allem die Behandlung von Grunderkrankungen (z.B. Diabetes und Herzrhythmusstörungen), die möglicherweise zu einem Sturz und damit zum Oberschenkelhalsbruch führen können. Gefährlich sind insbesondere Schlafmittel, da sie die Reaktionsfähigkeit herabsetzen und dann etwa beim nächtlichen Toilettengang Stürze verursachen können.
Folgende Maßnahmen und Tipps können sehr hilfreich sein:
Letzte Aktualisierung am 12.05.2021.