Eine Schultersteife (Periarthritis humeroscapularis, Abkürzung: PHS, englisch: Frozen Shoulder) ist eine stark eingeschränkte Beweglichkeit im Schultergelenk. Häufig bestehen gleichzeitig Schmerzen. Die Schultersteife kann durch Entzündungen beziehungsweise Gelenkrheuma, weitere Erkrankungen, Verletzungen oder zu langer Ruhigstellung bedingt sein. Es kommt zu einer Gewebeschrumpfung der Gelenkkapsel der Schulter. Je nach Ausprägungsgrad der Frozen Shoulder können nicht operative Behandlungsformen wie Krankengymnastik oder chirurgische Eingriffe zu einer Besserung führen.
Die Grundlage der Frozen Shoulder (Schultersteife) bildet eine chronische Entzündung, die ein Zusammenziehen der Gelenkkapsel (Schulterfibrose) bewirkt. Das mikroskopische Bild der Veränderungen hat Ähnlichkeiten zu einer Erkrankung mit Gewebeschrumpfung an der Hand, der Dupuytren-Kontraktur (Morbus Dupuytren). Die Gründe für eine Schrumpfung der Schultergelenkkapsel können unterschiedlicher Natur sein.
Oftmals kann keine Ursache für eine solche Kapselschrumpfung gefunden werden. Der Mediziner spricht dann von einer primären oder idiopathischen Schultersteife. Sie tritt ohne vorherige Auslöser auf. Es gibt jedoch Risikofaktoren für eine Frozen Shoulder, zu denen ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), erhöhte Blutfettwerte, Herzkrankheiten und größere Operationen am Körper gehören.
Nicht selten ist aber auch eine vorangegangene Krankheit oder Verletzung für die Schultersteife verantwortlich (sekundäre Periarthritis humeroscapularis). Typischerweise kommt es durch eine Bewegungseinschränkung zu der Gelenkkapselschrumpfung. Das kann nach einer Verletzung der Fall sein, z. B. nach Knochenbruch, Sehnenriss, aber auch nach einer Verrenkung (Luxation) beziehungsweise wiederkehrenden Verrenkungen (Schulterinstabilität). Das Schultergelenk wird zur Abheilung oft über Wochen bis Monate in einem Gips oder straffen Verband unbeweglich gehalten, woraufhin es sich deutlich versteifen kann.
Auch bei Schulterschmerzen schont der Patient sein Schultergelenk und kann eine (sekundäre) Versteifung fördern. Dies tritt bei diversen Erkrankungen wie Schulterarthrose (Omarthrose, Gelenkverschleiß), Impingement-Syndrom (Engpasssyndrom, Einengung in einem bestimmten Bereich der Schulter), Rotatorenmanschettenriss (Muskelriss an der Schulter), Kalkschulter (Sehnenverkalkung), Sehnenverschleiß, Schleimbeutelentzündung (Bursitis) oder Schulterinfektionen auf. Der Entzündungsreiz bei einem Teil dieser Erkrankungen fördert zusätzlich die Fibrose (Zusammenziehung der Gelenkkapsel).
Anfangs bemerkt der Patient mit Periarthritis humeroscapularis meist zunehmende Schmerzen in der Schulter. Dann kommt es zu einer Versteifung der Schulter. Die Beweglichkeit im Schultergelenk nimmt ab. Der Arm kann nicht mehr in normalem Ausmaß angehoben werden, in andere Richtungen bewegt oder gedreht werden. Dies gilt nicht nur für die aktive Bewegung von Seiten des Patienten, sondern auch für den Versuch, die Lage des Arms von außen zu verändern. Schon bei Alltagstätigkeiten wird der Patient durch die Bewegungsminderung eingeschränkt. Es kann durch die fehlende Nutzung sogar zum Schwund von Muskeln kommen. Schmerzen können weiterhin mehr oder weniger stark vorhanden sein und teilweise auch im Nacken, Rücken oder Arm verspürt werden.
Die Schultersteife an sich verläuft im Normalfall in drei Phasen. Phase I beschreibt die Zunahme der Schmerzen und der Bewegungseinschränkung. In Phase II besteht über einen längeren Zeitraum eine anhaltende Steifheit der Schulter. Es folgt dann Phase III, in der sich die Bewegungsunfähigkeit allmählich wieder auflöst und keine Schmerzen mehr verspürt werden. Insgesamt läuft die Schultersteife über einen Zeitraum von 1 ½ bis 2 Jahren ab, es kommen aber auch Fälle vor, die sich wesentlich länger hinziehen.
Zur Diagnostik wird zunächst eine Patientenbefragung (Anamnese) durchgeführt. Es folgt die körperliche Untersuchung mit Tests auf das Ausmaß der Bewegungsbehinderung und Schmerzhaftigkeit. Insbesondere um Ursachen der Schultersteife festzustellen, kommen bildgebende Untersuchungen wie Ultraschall, Röntgen oder Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) zum Einsatz.
Eine Minderung der Beweglichkeit im Schultergelenk kann viele Ursachen haben. In den Untersuchungen muss herausgefunden werden, ob tatsächlich eine Periarthritis humeroscapularis vorliegt oder eine Erkrankung ohne Schrumpfung der Gelenkkapsel.
Durch eine Behandlung soll erzielt werden, dass die Schmerzen verschwinden und sich das Schultergelenk wieder frei bewegen kann. Die Wahl der Behandlungsmethode richtet sich nach der Ursache für die Frozen Shoulder, nach der Schwere der Symptome und der Phase der Erkrankung. Hierzu gibt es eine Reihe konservativer (nicht operativer) Methoden. In schweren Fällen mit starken Beschwerden kann eine Operation angezeigt sein.
Zur Schmerzhemmung und zur Eindämmung der Entzündung werden Medikamente wie NSAR (Nichtsteroidale Antirheumatika) und Cortison (nach einem Stufenschema) gegeben. Bei Cortison ist die Gabe auch als Injektion in die Schulter möglich. Eine Besserung der Schultersteife kann nicht selten durch krankengymnastische Übungen erreicht werden. Der Patient führt diese teils unter Anleitung, teils auch selbst zu Hause durch. Weitere Behandlungsoptionen bieten Maßnahmen wie die Kältebehandlung (Kryotherapie), die Strahlentherapie oder auch die Akupunktur.
Eine Operation der Frozen Shoulder kann in einer chirurgischen Gelenkspiegelung (Arthroskopie) erfolgen. Das ist ein Eingriff, bei dem der Arzt mit einer Spezialkamera und weiteren Instrumenten über kleine Öffnungen in die Schulter hineingeht. Dort erfolgt ein Einschnitt der verengten Gelenkkapsel. Vernarbtes, verklebtes und entzündetes Gewebe wird aus dem Gelenk entfernt.
Der Arzt kann auch versuchen, in Vollnarkose die Schultersteife zu lösen (Mobilisation). Dazu wird der Arm in alle Richtungen bewegt, um die Einengungen und Verklebungen der Gelenkkapsel zu sprengen.
Weitere mögliche Eingriffe betreffen spezifische Ursachen für eine Versteifung der Schulter.
Bereits ohne Behandlung verschwindet die Schultersteife meist wieder nach durchschnittlich etwa zwei Jahren. Eine konservative Therapie mit Medikamenten und Bewegungsübungen kann den Verlauf um einige Zeit verkürzen. Eine Operation kann die Beweglichkeit wiederherstellen, im Anschluss ist eine intensive Krankengymnastik notwendig. Manchmal bessert sich die Versteifung jedoch über lange Zeit oder sogar dauerhaft nicht mehr ausreichend, insbesondere wenn eine bestimmte Erkrankung die Ursache darstellt. In einigen Fällen kann auch eine intensive Therapie die Versteifung nicht mehr lösen. Die Schultersteife kann zu weiteren Problemen wie einer Schultergelenksarthrose führen.
Letzte Aktualisierung am 14.05.2021.