Die Schleimbeutelentzündung, auch Bursitis genannt, ist die Entzündung eines oder mehrerer Schleimbeutel (lateinisch Bursa synovialis). Die betroffene Stelle kann starke Schmerzen verursachen und anschwellen. Ursache sind meist Verletzungen, Infektionen oder Dauerreizungen, vor allem am Ellbogen und Kniegelenk. An der Bursitis erkranken hauptsächlich Menschen im mittleren Alter.
Schleimbeutel befinden sich überwiegend in der Nähe von Gelenken wie an Knie, Ellenbogen, Hüfte oder Schulter. Im menschlichen Organismus sind viele, bis über 150 Schleimbeutel (Bursae synoviales) vorhanden. Sie sind nur wenige Zentimeter lang und breit. Normalerweise handelt es sich um flache Gewebestrukturen deren Flächen mit einem Film aus Gewebeflüssigkeit aneinander haften.
Schleimbeutel sind vor allem an stark beanspruchten Körperstellen lokalisiert. Sie befinden sich im Bereich der Gelenke oder dort, wo Haut, Sehnen oder Muskeln direkt dem Knochen aufliegen bzw. dort wo Gewebeschichten stark gegeneinander verschoben werden. Sie bilden eine Gleitschicht aus lockerem Bindegewebe und Schleimhaut und dienen als eine Art Dämpfer zwischen harten und weichen Strukturen.
Der am häufigsten entzündete Schleimbeutel befindet sich am Hüftgelenk und liegt auf dem so genannten großen Rollhügel (Trochanter major) an der seitlichen Hüfte. Hier verläuft zudem eine starke Sehnenplatte über den Knochen des Oberschenkels. Weitere Schleimbeutel befinden sich in der Tiefe der Hüfte vor der Hüftgelenkkapsel, zwischen den stark ausgebildeten hüftgelenksumgebenden Muskeln.
Bevor die Erkrankung behandelt oder therapiert wird, ist die exakte Unterscheidung der Schmerzursache notwendig. Eine Schleimbeutelentzündung kann verschiedene Ursachen haben. In den meisten Fällen wird sie durch eine Drucküberlastung hervorgerufen.
Ursachen für Schleimbeutelentzündungen können sein:
Bestimmte Berufsgruppen sind häufiger an der Bursitis betroffen als andere. Hierzu gehören beispielsweise Hochleistungssportler, Fliesenleger, Reinigungskräfte oder Menschen mit sitzender Tätigkeit, da sie meist anhaltende oder immer wiederkehrende körperliche Tätigkeiten ausüben. Dabei wird ein dauernder Druckreiz auf bestimmte Schleimbeutel ausgeübt. So entstehen kleinste Verletzungen (Mikrotraumatisierungen), die in der Folge zu einer Entzündung im Schleimbeutel führen.
Bei Studenten tritt häufig die Ellenbogenschleimbeutelentzündung (Bursitis informaticus olecrani) auf. Die beim häufigen Lesen aufgestellten Ellenbogen stellen eine mechanische Dauerbelastung dar, die oftmals eine Entzündung hervorrufen können. Diese spezielle Form der Bursitis wird auch als Studentenellenbogen (student's ellbow) bezeichnet.
Schleimbeutelentzündungen treten bevorzugt am Knie oder am Ellenbogen auf. Andere Lokalisationen sind:
Im Anfangsstadium sind die Beschwerden der Schleimbeutelentzündung noch gering. Der Betroffene verspürt lediglich ein reibendes, brennendes Gefühl im Bereich der betroffenen Stelle. Bei fortgesetzter Belastung können folgende Symptome auftreten:
Die chronische Schleimbeutelentzündung macht sich meist durch Schwellung und ohne die oben genannten Entzündungszeichen bemerkbar. Zudem fühlt sich der Schleimbeutel bei der klinischen Untersuchung prall elastisch an.
Generell können sich alle Schleimbeutel entzünden, auch solche, die nicht in der Nähe von Gelenken oder nicht oberflächlich liegen. Tiefer liegende Schleimbeutel verursachen in der Regel keine sichtbaren Symptome, sondern führen lediglich zu Schmerzen.
Der erste Schritt in der Diagnostik ist die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Zunächst befragt der Arzt den Patienten nach den genauen körperlichen Beschwerden, nach seinen Bewegungsgewohnheiten und nach Vorerkrankungen. Da eine Schleimbeutelentzündung in den meisten Fällen auf eine einseitige und immer wiederkehrende körperliche Belastung zurückgeht, erkundigt sich der Arzt gezielt nach körperlichen Aktivitäten, die eine Bursitis auslösen können.
Als nächstes erfolgt die Inspektion und körperliche Untersuchung der betroffenen Stelle.
Meist genügt dem Arzt die ausführliche Befragung des Patienten zu den Entstehungsmöglichkeiten und die körperliche Untersuchung, um eine Schleimbeutelentzündung festzustellen. Bei der körperlichen Untersuchung werden vor allem typische Anzeichen wie Schwellung, Schmerzen bei Druck oder Bewegung, gerötete Haut oder eine tastbare Flüssigkeitsbewegung unter der Haut (Fluktuation) untersucht. In schweren Fällen kann sich eine Schleimbeutelentzündung auf die Umgebung oder die ganze Extremität ausbreiten, so dass hier vergrößerte Lymphknoten tastbar sind.
Bleiben trotz der Anamnese und der körperlichen Untersuchung die Gründe für die Entstehung einer Schleimbeutelentzündung unklar, so kann eine Ultraschall-Untersuchung eventuell Klarheit verschaffen, wenn die Schleimbeutel nicht an der Oberfläche liegen und so äußerlich nicht beurteilt werden können. In manchen Fällen kann auch eine Röntgenuntersuchung sinnvoll sein. Dadurch können vor allem veränderte oder verletzte Knochenstrukturen sowie krankhafte Gelenkveränderungen sichtbar gemacht werden. Des Weiteren kann man durch eine Blutuntersuchung, weitere mögliche Auslöser erkennen bzw. ausschließen.
Vor einer Behandlung der Schleimbeutelentzündung sollten andere mögliche Krankheiten ausgeschlossen werden. Differentialdiagnostisch sollte man vor allem an folgende Erkrankungen denken, da sie meist die gleichen Symptome verursachen:
In der Regel ist eine Schleimbeutelentzündung gut zu behandeln und heilt meist zügig aus. Es stehen folgende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:
In der Anfangsphase der Erkrankung kann die Behandlung konservativ erfolgen. Das betroffene Gelenk sollte zunächst vorübergehend ruhiggestellt - eventuell mit einer Gipsschiene oder einem Verband - und die auslösende Aktivität eingestellt werden, da der bereits entzündete Schleimbeutel durch Bewegung weiter belastet wird.
Weitere wichtige Maßnahmen sind die Kühlung und Hochlagerung der betroffenen Region. Eine Kühlung des schmerzenden Schleimbeutels wird oft als angenehm empfunden und wirkt entzündungshemmend. Als Medikamente werden so genannte NSAR (Nicht-Steroidale Antirheumatika) wie beispielsweise Ibuprofen oder Diclofenac eingesetzt. Diese lindern die Schmerzen und reduzieren die Schwellung und Reizung.
Bei länger andauernder Anwendung können als Nebenwirkung Magen-Darm-Beschwerden, insbesondere Magengeschwüre auftreten. Besteht mit Sicherheit keine eitrige Schleimbeutelentzündung, so kann der Reizerguss auch mittels Punktion oder Kortisoninjektion behandelt werden. Bei der Behandlung der Schleimbeutelentzündung durch Punktion oder Injektion mit Kortison besteht jedoch immer die Gefahr eine sekundären Infektion. Im Falle einer Bursitis subacromialis führt die lokale Injektion von Kortison meist zu einer raschen Schmerzlinderung. Sie ist oft auch die einzige wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeit. Häufig wird auch eine Laserbehandlung oder Ultraschalltherapie durchgeführt.
Die Schleimbeutelentzündung verschwindet in der Regel, durch die hier genannten Maßnahmen, innerhalb von wenigen Wochen. Trotz der konservativen Therapie ist eine sichere Heilung nur durch eine komplette Entfernung des betroffenen Schleimbeutels möglich.
Das Gelenk sollte auf keinen Fall über einen längeren Zeitraum ruhiggestellt werden, da es dadurch zu einer Versteifung kommen kann. Wichtig ist daher eine behutsame und langsame Bewegung ohne Belastung.
Ist die Entzündung mit den oben genannten Maßnahmen nicht behandelbar und beginnt sich eine eitrige Bursitis herauszubilden, so wird eine chirurgische Sanierung notwendig. Hierbei wird entweder der Eiter drainiert oder gegebenenfalls der ganze Schleimbeutel entfernt (Bursektomie).
Eine chronische Schleimbeutelentzündung (länger als drei bis sechs Wochen) sollte operiert werden, um immer wiederkehrende Rezidive zu vermeiden. Zudem ist es wichtig mögliche Ursachen der Schleimbeutelentzündung zu beheben. Außerdem sollte eine Nachbehandlung mit Ruhigstellung, eventuell Drainage, Kompressionsverband und Antibiotikagabe erfolgen.
Bei der eitrigen Schleimbeutelentzündung erfolgt eine Bursektomie, also eine Entfernung des Schleimbeutels. Parallel dazu wird eine begleitende Antibiotika-Behandlung durchgeführt. Besteht eine starke Entzündung, so sollte der Schleimbeutel zunächst durch einen Schnitt entlastet und täglich gespült werden. Bei der Punktion entfernt der Arzt etwa 5 bis 20 Milliliter Flüssigkeit und spritzt Kristallkortison in den leeren Schleimbeutel. Anschließend wird ein Druckverband angelegt, damit sich der Schleimbeutel nicht wieder auffüllt. Erst wenn die Schleimbeutelentzündung ausgeheilt ist, kann die Schleimbeutelentfernung erfolgen. Dies wird auch als zweizeitiges Vorgehen bezeichnet.
Nach der Operation sollten die oben aufgeführten Maßnahmen zur konservativen Behandlung durchgeführt werden. In Abhängigkeit von der Lokalisation ist eine Gipsschiene für sieben bis zehn Tage sinnvoll.
Eine Schleimbeutelentzündung ist in der Regel gut zu behandeln. Bei richtiger Therapie lässt die Entzündung innerhalb kurzer Zeit nach. Dennoch kann eine akute Entzündung in eine anhaltende chronische Form übergehen.
Maßnahmen zur Vorbeugung einer Schleimbeutelentzündung:
Letzte Aktualisierung am 18.05.2021.