Ein schnellender Finger (Schnappfinger, Tendovaginitis stenosans) beschreibt das Krankheitsbild bei einer entzündlichen Verengung einer Sehnenscheide oder Verdickung der Sehne. Die Erkrankung betrifft eine Beugesehne eines Fingers. Sie kann auch als schnellender Daumen auftreten.
Ein schnellender Finger kommt meist durch eine langfristige Belastung der Hand zustande. Der schnellende Finger hat seinen Namen wegen des ruckartigen Gleitens der Sehne durch die zu enge Sehnenscheide. Neben der Bewegungsbehinderung kommt es zu Schmerzen, vor allem bei Aktivitäten der Hand. Die Behandlung der Tendovaginitis stenosans besteht zunächst in der Vermeidung der Belastungen, in schweren Fällen kann eine Operation durchgeführt werden.
Normalerweise gleitet die Sehne eines Fingers mit nur sehr geringer Reibung durch die Sehnenscheide. Bei der Tendovaginitis stenosans (schnellender Finger) besteht allerdings ein Missverhältnis zwischen der Sehnenscheide und der Sehne. Häufig betrifft die relative Enge ein Ringband um die Beugesehne am Fingergrundgelenk. Die Sehne ist in diesem Bereich meist knotenartig verdickt.
Ein schnellender Finger ist in vielen Fällen durch einen Verschleiß an der Hand bedingt. Dieser entsteht durch eine chronische oder starke Belastung. Die Belastung tritt bei häufigem Arbeiten an einer Tastatur, bei bestimmten Sportarten wie Klettern oder Rudern, Spielen von Musikinstrumenten, Gartenarbeit oder schwerem Tragen in Erscheinung. Die Sehne verdickt sich wegen der Belastung beziehungsweise durch den Verschleißprozess. Gleichzeitig findet sich eventuell eine Einengung der Sehnenscheide. Es kommt zu entzündlichen Erscheinungen und Vernarbungen. In wenigen Fällen ist die Ursache für die Tendovaginitis stenosans eine Erkrankung, z. B. Rheuma, Stoffwechselstörungen oder die Dupuytren-Erkrankung (derbe Gewebsvermehrung an der Hand). Verletzungen können eine weitere Ursache sein.
Generell kann die Tendovaginitis stenosans beziehungsweise das Beschwerdebild des schnellenden Fingers an allen Fingersehnen vorkommen, also auch am Daumen. Das Auftreten der Erkrankung ist an mehreren Fingern gleichzeitig möglich.
Auffällig wird meist die Blockierung beim Strecken, manchmal beim Beugen eines Fingers. Der Finger lässt sich nur unter Überwindung eines Widerstandes weiterbewegen. Dadurch kann es dazu kommen, dass der Finger beim Strecken oder Beugen regelrecht „springt" oder „schnappt". Bisweilen wird von einem Taschenmesser-Phänomen gesprochen. Zu dem „Schnappfinger" kommen häufig Schmerzen, die vor allem beim Bewegen auftreten. Sie können bis in den Unterarm ausstrahlen.
Die Beschwerden sind am Morgen beziehungsweise nach längerer Inaktivität stärker. Im weit fortgeschrittenen Stadium kann es zu einer vollständigen Blockierung kommen, so dass der Finger nur durch Manipulation von außen oder überhaupt nicht mehr in eine Richtung bewegt werden kann. Der Finger befindet sich in aller Regel in gebeugter Stellung. Er besteht die Gefahr, dass der Finger dauerhaft in dieser Position versteift.
Zur Diagnose wird der Patient vom Arzt zu den Symptomen, möglichen Auslösern und zu Vorerkrankungen befragt (Anamnese). Es folgt eine körperliche Untersuchung, vor allem auf Auffälligkeiten und Schmerzen bei der Fingerbewegung. Nicht selten kann die knotige Auftreibung der Sehne vom Untersucher ertastet werden. Als bildgebende Untersuchung empfiehlt sich der Ultraschall, mit dem auf einfache Weise bestimmte Veränderungen sichtbar gemacht werden können. Oft wird eine Röntgenuntersuchung zum Ausschluss von Veränderungen der Knochen durchgeführt.
Tritt ein Bewegungsdefizit des Fingers in der Kindheit auf, so kann eine Unterentwicklung der Sehne die Ursache sein. Auch kann es sich statt eines schnellenden Fingers um eine Arthrose (Gelenkverschleiß) im Finger- beziehungsweise Daumengelenk handeln. Eine Blockade der Bewegung kann durch Knochenausziehungen oder abgesplitterte Knochenteile sowie äußerst selten durch Tumore verursacht werden.
Ein schnellender Finger (Tendovaginitis stenosans) wird normalerweise erst mit nicht operativen Maßnahmen behandelt. Je nach der Schwere der Erkrankung kann aber eine Operation notwendig werden, wenn die anderen Behandlungsformen keinen wesentlichen Erfolg bringen. Eine zeitnahe Operation ist notwendig, wenn der Finger gar nicht mehr vollständig gestreckt (oder gebeugt) werden kann, damit dauerhafte Verwachsungen verhindert werden.
Die Hand wird über mehrere Wochen ruhig gestellt. Dazu können stabilisierende Verbände oder spezielle Schienen angelegt werden. Auf Dauer muss eine weitere Überlastung vermieden werden. Schonende Bewegungsübungen, z. B. in einem Wasserbad, müssen aber in der Regel ebenfalls durchgeführt werden. Gegen die Schmerzen helfen Medikamente. Meist werden Mittel aus der Gruppe der NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) verabreicht. Sinnvoll sein können zudem Spritzen mit Cortison oder örtlichen Betäubungsmedikamenten. Auch eine Salbenbehandlung kann eine Besserung der Beschwerden bewirken.
Am häufigsten muss das Ringband der Länge nach aufgetrennt werden, um für die Sehne wieder Platz zu schaffen. Je nach dem Ort kann ein anderer Bereich der Sehnenscheide gespalten werden. Störende Strukturen wie die Gelenkhaut werden in einigen Fällen entfernt. Manchmal wird die knotenartige Verdickung der Sehne entfernt, bisweilen muss eine geschädigte Sehne wiederhergestellt werden.
Ein schnellender Finger lässt sich nur im Anfangsstadium ohne eine Operation genügend behandeln. Oft lassen sich damit die Symptome aber nicht vollständig beseitigen. Mit einer Operation kann ein schnellender Finger gut behandelt werden, so dass in den meisten Fällen die Beschwerden verschwinden und weitere Schäden verhindert werden. Der schnellende Finger (Tendovaginitis stenosans) kann im Verlauf durch Fortschreiten der Veränderungen zu einer dauerhaften Bewegungsblockade führen. Auch können Nerven- oder Gefäßschäden an der Hand beziehungsweise an dem Finger die Folge der Erkrankung sein.
Letzte Aktualisierung am 11.05.2021.