Als Sichelfuß (Pes adductus) wird eine angeborene oder auch erworbene Fehlstellung des Fußes bezeichnet, die in vielen Fällen auch beidseitig auftritt. Es handelt sich bei dieser Fußfehlstellung um eine verstärkte Wölbung des Mittelfußes und der Zehen nach innen (Adduktionsstellung). Häufig weicht zudem die Großzehe nach innen ab. Die Ferse behält bei dieser Fehlstellung in der Regel ihre Normalposition oder ist leicht nach innen abgeknickt. Jungen sind von einem Sichelfuß häufiger betroffen als Mädchen.
Man unterscheidet beim Sichelfuß zunächst zwischen einer angeborenen und einer erworbenen Form. Als Ursache für die Entstehung eines angeborenen Sichelfußes wird eine Fixierung der Fußstellung des ungeborenen Kindes durch dessen Lage in der engen Gebärmutter angenommen. Zudem geht man heute davon aus, dass eine erbliche Veranlagung die Entstehung eines Sichelfußes begünstigt. Der erworbene Sichelfuß ist meist erheblich geringer ausgeprägt als die angeborene Form. Er kommt jedoch wesentlich häufiger vor. Der auslösende Faktor ist meist die Bauchlagerung des Säuglings, bei der das Kind den Vorderfuß nach innen verdreht und so mit der Zeit eine Sichelfußhaltung entwickelt.
Beim Sichelfuß sind meist die Fußspitze sowie der Mittelfuß der Betroffenen einwärts gedreht. Die Ferse steht dabei in der Regel normal oder ist nach innen abgeknickt. Bei der angeborenen Form zeigt die Großzehe zudem häufig nach innen. Nicht selten sind auch beide Füße von dieser Fußfehlstellung betroffen. Ein Sichelfuß bereitet nur in seltenen Fällen Beschwerden. Auch die Beweglichkeit der Betroffenen ist meist nicht eingeschränkt. Lediglich bei sehr ausgeprägten Formen kann ein nach innen gerichteter Gang auffallen.
Die Diagnose eines Sichelfußes wird meist klinisch anhand der typischen Fußform gestellt. Zur Sicherheit und um das genaue Ausmaß der Fehlstellung zu bestimmen kann zusätzlich ein Röntgenbild des betroffenen Fußes angefertigt werden. Um zwischen der angeborenen und der erworbenen Form der Fehlstellung zu unterscheiden, muss die Stellung der Großzehe mit einbezogen werden. Zeigt diese nach innen, ist davon auszugehen, dass der Sichelfuß angeboren ist.
Ein Sichelfuß kann besonders bei kleinen Füßen einem Klumpfuß sehr stark ähneln. Um zwischen beiden Formen sicher zu unterscheiden ist unter Umständen die Anfertigung einer Röntgenaufnahme erforderlich. Im Gegensatz zum Sichelfuß ist beim Klumpfuß die Ferse hingegen nach außen gerichtet. Zudem sind die Betroffenen in ihrer Beweglichkeit meist stark eingeschränkt.
In den meisten Fällen ergibt sich die Normalisierung der Sichelfußhaltung im Verlauf der Entwicklung von selbst. Bleibt eine Verbesserung der Fehlstellung jedoch aus, wird bei Säuglingen zunächst eine so genannte manuelle Korrektur der Fehlstellung vorgenommen. Dabei wird der Fuß vom Kinderarzt oder den Eltern immer wieder schonend in seine Normalposition geführt. Auch das Bestreichen des äußeren Fußrandes kann eine aktive Bewegung des Fußes in eine normale Ausrichtung fördern. Die Verwendung von Schaumstoffringen an den Unterschenkeln des Säuglings kann zudem verhindern, dass die Füße des Kindes auf dem Außenrand aufliegen.
Wenn der Mittelfuß des Kindes von der Fehlstellung mit betroffen ist, müssen oft korrigierende Gipsverbände (Redressionsverbände) angelegt werden. In den meisten Fällen reichen jedoch etwa drei Wochen aus, um die Fehlstellung durch diese Verbände zu korrigieren. Danach ist das nächtliche Tragen von so genannten Lagerungsschalen über mehrere Wochen erforderlich, um den Sichelfuß ausreichend zu therapieren. Wenn die Kinder zu laufen beginnen, und immer noch eine Sichelstellung sichtbar ist, können auch so genannte Antivarusschuhe vom Kinderarzt verschrieben. Der Fuß wird dann mit dem festen Schuh nach außen gestellt und somit wird langsam eine Korrektur der Fußfehlstellung erreicht.
Nur in seltenen Fällen ist eine Operation, eine so genannte Korrekturosteotomie, erforderlich, um den Fuß wieder in Normalstellung zu bringen. Dabei wird meist die Ansatzsehne der Großzehenmuskels (Musculus adductor hallucis) durchtrennt.
Als weitere operative Möglichkeit können auch verschiedene Gelenkkapseln im Bereich des Mittelfußes entfernt werden. Der Fuß muss dann vorübergehend mit Drähten fixiert werden. Eltern können der Entstehung oder der Verschlechterung eines Sichelfußes vorbeugen, indem sie darauf achten, dass der Säugling seine Füße in Bauchlage nicht nach innen verdreht.
Die Prognose eines Sichelfußes ist sehr gut. Meist bildet sich diese Fußfehlstellung von selbst zurück, ohne dass eine Therapie erforderlich ist. Tritt hingegen keine Spontanheilung ein, besteht die Gefahr, dass sich der Mittelfuß versteift und so zu einer frühzeitigen Abnutzung von Sprung- und Kniegelenk führt. Bei Verdacht auf eine Sichelfußstellung sollte deshalb immer mit dem behandelnden Arzt über die Notwendigkeit einer Behandlung gesprochen werden.
Letzte Aktualisierung am 11.05.2021.