Bei einem so genannten Schneiderballen (Bunionette, Taylor´s bunion, digitus quintus varus) besteht bei den Betroffenen ein Schiefstand des kleinen Zehs. Dieser ist meist bedingt durch einen zu großen Winkel zwischen dem vierten und fünften Mittelfußknochen. Das fünfte Mittelfußköpfchen ragt dabei sehr ausladend nach außen. So kann es bei den Betroffenen zu schmerzhaften Druckschwielen auf der Fußsohle in diesem Bereich kommen. Die Bezeichnung Schneiderballen kommt aus früheren Zeiten, zu denen die Schneider mit gekreuzten Beinen ihre Arbeit verrichteten und dadurch genau diesen Teil des Fußes überlasteten. Der Schneiderballen ist neben dem Hallux valgus eine der häufigsten Fußdeformitäten. Er ist häufig beidseits vorhanden. Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer.
Bei Entstehung des Schneiderballens spielen in den meisten Fällen sowohl erblich bedingte als auch erworbene Faktoren eine Rolle. Die Erkrankung wird in den meisten Fällen durch einen bereits bestehenden Spreizfuß begünstigt, bei dem der Vorfuß im Verhältnis zur Fußwurzel stark verbreitert ist. Zudem trägt auch falsches Schuhwerk häufig zur Entwicklung eines Schneiderballens bei.
Auch eine Senkung des Quergewölbes des Fußes oder entzündliche Erkrankungen (wie beispielsweise rheumatische Erkrankungen) können zu einer Schwächung der Gelenke führen und so einen Schneiderballen verursachen. Es kommt dann zum Abweichen des fünften Mittelfußknochens nach außen und zu einer Verbreiterung des Winkels zwischen 4. und 5. Mittelfußknochen auf etwa 10 Grad. Bei Gesunden beträgt dieser Winkel zirka fünf Grad. Wird die Fehlstellung nicht ausreichend behandelt, kann es zu Entzündungen und einer weiteren Verdickung des Knochens kommen. Im weiteren Verlauf kann es außerdem durch die Fehlstellung leicht zu einem frühzeitigen Gelenkverschleiß (Arthrose) kommen.
Ein Schneiderballen macht in den meisten Fällen gar keine, oder nur leichte Beschwerden. Es kann jedoch, vor allem durch das Tragen von zu engen Schuhen, zu Schmerzen am fünften Mittelfußknochen im oberen und seitlichen Bereich kommen. Auch Rötungen und Schwellungen können vor allem durch falsches Schuhwerk verursacht werden. Diese können sich mit dem Fortschreiten der Erkrankung weiter entzünden und sogar aufbrechen.
Ein Schneiderballen lässt sich in den meisten Fällen bereits durch die Vorwölbung des fünften Mittelfußköpfchens und durch den verbreiterten Winkel zwischen 4. und 5. Mittelfußköpfchen diagnostizieren. Wird eine operative Korrektur des Schneiderballens angestrebt, kann die Fehlstellung anhand einer belasteten Röntgenaufnahme des Vorfußes analysiert werden. Hierbei werden orientierend die Größe des fünften Mittelfußköpfchens, der Winkel zwischen den beiden benachbarten Mittelfußknochen (Intermetatarsale-IV/V-Winkel, etwa 8 Grad sind normal) und der Winkel zwischen fünfter Zehe und dem Mittelfuß (normal 5 Grad) beurteilt.
Durch einen Schneiderballen bedingte druckschmerzhafte Stellen können durch das Tragen entsprechender Einlagen meist zumindest zeitweise vermindert werden. In vielen Fällen wird eine so genannte Pelotte hinter dem Metatarsalköpfchen platziert, um so eine Entlastung der beanspruchten Stelle zu bewirken. Die Ursache des Problems kann dabei jedoch nicht behoben werden. Auch die Verordnung schmerzlindernder und entzündungshemmender Medikamente, wie Ibuprofen oder Aspirin, können eine vorübergehende Linderung bewirken.
Fehlstellungen im Bereich des Mittelfußes, die zu einem Schneiderballen führen, können jedoch in den meisten Fällen nur durch eine Operation effektiv behandelt werden. Die operativen Methoden zur Behebung des Schneiderballens können dabei unterschiedlich ausfallen. Das Ziel einer operativen Behandlung ist vor allem die Verschmälerung des Vorfußes und so eine Verminderung des Druckes von außen. Eine Möglichkeit besteht in der Entfernung des 5. Mittelfußköpfchens, wodurch das 5. Zehengelenk allerdings zerstört wird. Des Weiteren kann eine Umstellung des Mittelfußknochens und eine Stabilisierung mittels Drahts vorgenommen werden. Dies erfordert jedoch eine Entlastung des Fußes durch Gehhilfen über mehrere Wochen. In den meisten Fällen ist jedoch nach einer Operation die Belastung des betroffenen Fußes von Anfang an möglich. Jedoch sollte ein spezieller Schuh angepasst und regelmäßig getragen werden. Um der Entstehung eines Schneiderballens von vornherein vorzubeugen. Empfiehlt sich das Tragen von weiten Schuhen aus weichem Leder.
Die langfristige Prognose eines Schneiderballens ist bei richtiger Diagnosestellung und der entsprechenden Wahl des Operationsverfahrens grundsätzlich sehr gut. Allerdings müssen die Betroffenen berücksichtigen, dass die Wahl eines geeigneten Schuhwerkes und einer konsequenten Nachbehandlung die Prognose in entscheidendem Maße beeinflusst.
Letzte Aktualisierung am 12.05.2021.