Als Hallux valgus (X-Großzehe, Ballengroßzehe) wird in der Medizin eine X-förmige Abknickung der Großzehe im Grundgelenk bezeichnet. Die Erkrankung tritt fast immer zusammen mit einem Spreizfuß auf. Sie ist die häufigste Zehendeformität beim Menschen. Vom Hallux valgus sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer.
Die Entstehung eines Hallux valgus wird in den meisten Fällen durch das Tragen zu enger Schuhe gefördert. Hierdurch wird die Großzehe ständig nach außen in Richtung der anderen Zehen gedrückt. Mit fortschreitender Achsenabweichung der Großzehe ändert sich auch die Zugrichtung der an der Großzehe ansetzenden Muskeln. Diese ziehen sie üblicherweise nach innen und halten sie somit gerade, da die ansetzenden Sehnen zur Fußsohle hin abweichen. Statt von den anderen Zehen weg nach innen wird die Großzehe dadurch mit der Zeit immer mehr zur Fußsohle gezogen (Flexion) und einwärts gewendet (Pronation). Zudem liegt bei dem Betroffenen häufig auch eine erbliche Veranlagung für einen Hallux valgus vor. Kann man einem Hallux valgus vorbeugen?
Im Falle eines Hallux valgus weicht die Großzehe sehr weit nach außen ab und dreht sich somit schräg in Richtung Mittelfuß (Innenrotation). Es besteht eine so genannte Valgusstellung. Das Mittelfußköpfchen der Grußzehe zeigt dadurch sehr weit nach außen (Pseudoexostose). In den meisten Fällen mach ein Hallux valgus zunächst gar keine Beschwerden und ist vorerst nur ein kosmetisches Problem. Jedoch kann sich durch die Fehlstellung über dem nach außen stehenden Mittelfußköpfchen leicht eine Hornhautschwiele bilden, die sehr anfällig für Reizungen ist.
In den meisten Fällen kann die Diagnose schon aufgrund der beschriebenen Beschwerden und dem Untersuchungsbefund gestellt werden. Zudem wird eine Röntgenaufnahme des Fußes meist im Stehen angefertigt. Hierbei kann man einen, den Hallux valgus häufig begleitenden, Spreizfuß deutlich erkennen. Zusätzlich fällt im fortgeschrittenen Zustand eine Großzehengrundgelenksarthrose im Röntgenbild auf. Knochenauswuchse (Exostosen) am inneren Anteil des ersten Mittelfußköpfchens lassen die Druckbeschwerden in Schuhen erklären. Die Haut über diesem Bereich erscheint gereizt, gerötet und entzündlich verändert.
In vielen Fällen können konservative Therapiemethoden, wie beispielsweise Krankengymnastik, das Tragen von Schlaufensandalen oder das Anlagen einer Nachtschiene (Was ist eine Hallux-valgus-Schiene?) zumindest eine Verschlimmerung des Hallux valgus verhindern. Im Falle von Entzündungen im Bereich der Druckstellen kann diesen durch entzündungshemmende Maßnahmen, wie feuchte Umschläge, Salbenverbände, oder Kortisonspritzen entgegengewirkt werden.
Bei schmerzhaften oder großen Druckschwielen empfehlen Orthopäden meist jedoch einen kleinen operativen Engriff (Korrekturosteotomie), bei dem ein Teil des Mittelfußköpfchens abgetragen wird (Operation nach Chevron oder Austin). Diese Art der Operation ist jedoch nur dann angebracht, wenn noch keine Arthose und nur eine geringe Fehlstellung des Gelenkes bestehen. Meist wird die bei jüngeren Patienten angewandt.
Insgesamt sind etwa 150 verschiedene Operationstechniken zur Behandlung eines Hallux valgus bekannt. Bei älteren Patienten wird im Gegensatz zur Korekturosteotomie meist eine komplette Entfernung des Mittelfußköpfchens (Resektionsarthroplastik nach Keller-Brandes) oder eine Osteotomie des ersten Mittefußknochens (Hohmann Keilosteotomie) vorgenommen. Bei sehr starker Zehenabweichung wird hingegen der gesamte Knochenvorsprung entfernt und eine Knochendurchtrennung des Mittelfußknochens durchgeführt.
Zur Begradigung des Fußes wird ein Keil aus dem Fußknochen entnommen (Base-Wedge-Operation). Anschließend erfolgt eine Verschraubung. Hier ist eine bis zu acht Wochen dauernde Teilentlastung der Großzehe notwendig. Die Wahl des richtigen Operationsverfahrens hängt neben dem Alter des Patienten und dessen zugrunde liegenden Beschwerden auch in hohem Maße von der Erfahrung des Operateurs ab. Um einem Hallux valgus vorzubeugen, sollten Schuhe mit genügend Zehenspielraum und flachem Absatz getragen werden. Zudem empfiehlt sich eine regelmäßige Zehengymnastik, bei der die Großzehe abgespreizt wird.
Im Allgemeinen ist die langfristige Prognose eines Hallux valgus bei richtiger Diagnosestellung und entsprechender Wahl des Operationsverfahrens grundsätzlich sehr gut. Jedoch spielen auch das Tragen des entsprechenden Schuhwerkes und eine korrekte Nachbehandlung eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Erkranlung.
Letzte Aktualisierung am 22.11.2018.