Ein angeborener Plattfuß (Pes planus congenitus) ist eine angeborene Deformität des Fußes, die schon von Geburt an besteht. Dabei sind das Längs- sowie das Quergewölbe des Fußes abgeflacht, wodurch die Fußsohle des Kindes eher konvex und der Fußrücken eher konkav geformt ist. Der Fuß liegt somit fast vollständig am Boden auf. Die Fehlstellung wird aufgrund dieser Auffälligen Deformität auch als Schaukelfuß bezeichnet. Tritt zu dieser Abflachung des Längs- und das Quergewölbes zudem eine Verbreiterung des Fußbettes ein, wird von einem Platt-Spreizfuß gesprochen. Leichte Formen des Plattfußes werden hingegen als Senkfuß bezeichnet. Neben der angeborenen Form des Plattfußes sind auch erworbene Formen dieser Fußfehlstellung nicht selten. Beide Formen können unbehandelt im weiteren Verlauf die Gehfähigkeit der Betroffenen stark beeinträchtigen.
Beim gesunden Fuß besteht in der Regel eine Längswölbung am Innenrand der Fußsohle. Somit ist der Fuß an der Innenseite um etwa einen Zentimeter vom Boden abgehoben. An dieser Wölbung sind sowohl Muskeln als auch Bänder beteiligt. Beim Plattfuß ist diese Längswölbung hingegen weitestgehend aufgehoben. Das daher nicht normal entwickelte Fußskelett führt unter anderem auch zur Entstehung eines Fersenhochstandes. Die Ursachen für die Entstehung eines solchen Plattfußes sind meist Fehlentwicklungen des Fußskeletts. Diese können sowohl angeboren als auch erworben sein.
Beim angeborenen Plattfuß ist das Längsgewölbe des Fußes schon bei der Geburt nach unten durchgebogen. Für die Entstehung des angeborenen Plattfußes ist vor allem eine erbliche Veranlagung ausschlaggebend, da er in vielen Fällen familiär gehäuft auftritt. Des Weiteren tritt der angeborene Plattfuß oft zusammen mit anderen Fehlbildungen wie der Spina bifida (offener Rücken) oder Skelettmissbildungen (wie Hüftverrenkungen, Klumpfuß der gegenüberliegenden Seite) auf.
Die Ursache für einen erworbenen Plattfuß ist in der Regel ein überlasteter Halteapparat des Fußes. Diese Überlastung führt langsam zu einer Absenkung des Längsgewölbes und schließlich zur Entstehung eines Plattfußes. Häufig beruht auch dieser Form des Plattfußes jedoch auf einer angeborenen Bindegewebsschwäche und entwickelt sich oft aus dem kindlichen Knick-Senkfuß. Übergewicht kann die Entstehung eines Plattfußes weiter begünstigen.
Ein bereits bestehender Plattfuß oder eine Veranlagung für die Entstehung eines Plattfußes kann sich zudem auch durch das Tragen von falschem Schuhwerk weiter verschlechtern. Vor allem wenn der Fuß und die Zehen in Schuhen nicht die normale Bewegungsfreiheit haben werden Plattfüße zunehmend gefördert. Außerdem halten Schuhe Reize fern, die sonst die Muskulatur aktivieren und trainieren. Des Weiteren kommen auch entzündliche Prozesse (Arthritis), Traumata (wie ein Unfall) oder eine Arthrose im Fußgelenk als mögliche Ursachen für einen Plattfuß in Frage oder können diesen weiter verschlechtern
Beim angeborenen Plattfuß ist das Längsgewölbe des Fußes schon bei der Geburt nach unten durchgebogen. Die Fußsohle ist konvex und der Fußrücken konkav geformt. Der Vorfuß ist dabei nach außen gebogen (abduziert) und nach hinten gestreckt. Der Rückfuß ist hingegen nach innen gedreht, die Ferse steht hoch. Charakteristisch für den angeborenen Plattfuß ist ein sehr steil stehendes Fersenbein.
In vielen Fällen bereitet ein Plattfuß bei den Betroffenen zunächst keine Beschwerden. Bei zunehmender Absenkung des Fußgewölbes können jedoch vor allem an den Stellen, an denen die Fußknochen Kontakt mit dem Boden haben, Schmerzen entstehen. Diese betreffen dann vor allem das Ligamentum calvaneonaviculare plantare, ein Bandapparat das die Verbindung der Ferse mit den Mittelfußknochen stabilisiert. Es kommt jedoch auch nicht selten vor, dass die Schmerzen in den Unterschenkel oder gar in den Oberschenkel ausstrahlen. In der Regel ist die Gehfähigkeit bei einem Plattfuß zunächst nicht eingeschränkt. Werden bei einem Plattfuß bestimmte Fußteile vermehrt belastet, dies außerdem zu Druckgeschwüren an den betroffenen Stellen führen. Diese beeinträchtigen oder verhindern dann Gehfähigkeit zunehmend.
Ein Plattfuß ist in der Regel leicht in der Untersuchung der Füße festzustellen. Dazu wird durch den behandelnden Arzt zunächst das innere Fußgewölbe begutachtet, das abgeflacht beziehungsweise komplett aufgehoben ist. In der Röntgenaufnahme des Fußes sieht der Radiologe im Falle eines Plattfußes eine Tiefstellung des Sprungbeins (Talus verticalis). Zudem existieren verschiedene Funktionstests, mit deren Hilfe eine normal veränderte Fußstellung von einer krankhaften abgegrenzt werden kann:
Zudem müssen vor allem in den ersten Lebensjahren in Zweifelsfällen Verlaufskontrollen in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden.
Ein angeborener Plattfuß sollte möglichst schnell nach der Geburt durch eine Operation korrigiert werden. Zur Behandlung eines angeborenen Plattfußes wird den betroffenen Kindern zunächst ein so genanntes Redressment angelegt. So kann in das Wachstum des Fußes eingegriffen und eine grobe Fehlstellung verbessert werden. Später wird in der Regel eine operative Korrektur des Plattfußes angestrebt. Dem operativen Eingriff folgt eine meist langwierige Nachbehandlung mit Gips, Nachtschienen, Innenschuhen und Einlagen. Wenn nach dem Abschluss der Wachstumsphase weiterhin Fehlstellungen der Füße bestehen, können diese erneut operativ korrigiert werden, indem bestimmte Fußanteile versteift werden (Arthrodese).
Eine sofortige Behandlung eines erworbenen Plattfußes hingegen nicht immer notwendig, solange er den Betroffenen keine Beschwerden bereitet. Kommt es jedoch zu Schmerzen, sollte eine Therapie vor allem darauf abzielen, das Fußgewölbe besser zu stützen und die Belastung des Körpergewichts zu verteilen. Dabei kommen sowohl krankengymnastische Übungen zur Verbesserung der Unterschenkel- und Fußmuskulatur sowie das tragen von Einlagen zum Einsatz. In schwereren Fällen kann auch die Anfertigung spezieller Maßschuhe notwendig werden.
Haben Betroffene aufgrund der Plattfüße starke Beschwerden, die durch diese konservativen Maßnahmen nicht zu beheben sind, kann eine Operation der Füße geplant werden. Dies ist häufig der Fall, wenn der Plattfuß durch eine Arthrose im Bereich des Fußes verursacht wurde. Ziel einer solchen Operation ist es, das untere Sprunggelenk zu entlasten (subtalare Arthrodese).
Plattfüße können in den meisten Fällen gut behandelt werden. Während erworbene Plattfüße auch im weiteren Verlauf meist keine Beschwerden bereiten, ist die Prognose angeborener Plattfüße hingegen vom Erfolg der Behandlung abhängig. In der Regel ist sie jedoch gut.
Letzte Aktualisierung am 18.05.2021.