Meist sind Rücken, Hände und Knie betroffen: Die Gelenke schwellen an und verlieren an Beweglichkeit. Am Morgen oder nach längerer sitzender Tätigkeit treten diese Symptome zusammen mit Schmerzen auf und die Betroffenen müssen sich zur Bewegung zwingen. Treten derartige Gelenkschmerzen bei Frauen in den Wechseljahren auf, ist nicht zwangsläufig Arthrose der Grund für die Beschwerden. Die hormonelle Umstellung in dieser Phase ist die Ursache.
Der natürliche Alterungsprozess des Körpers beginnt – meist unbemerkt – schon ab Mitte 30. Die Muskelmasse reduziert sich und die Gelenkknorpel beginnen, zu verschleißen - je nach Lebensweise oder Krankengeschichte. Der Beginn der Wechseljahre mit ihrer hormonellen Umstellung variiert: Einige Frauen trifft es bereits mit Anfang bis Mitte 40, andere später. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die verringerte Produktion des Hormons Östrogen.
Östrogen ist nicht nur entscheidend für den weiblichen Fruchtbarkeitszyklus. Es unterstützt die Durchblutung und damit die Nährstoff- und Flüssigkeitsversorgung im Körper. Dies betrifft alle Strukturen im Bewegungsapparat. Die körpereigene Produktion des Strukturproteins Kollagen ist ebenfalls von der Östrogen-Ausschüttung abhängig. Kollagen ist ein wichtiger Baustein der Haut, aber auch beispielsweise der Muskeln, Bänder und Gelenke.
Weniger Östrogen bedeutet, dass die Knorpelschicht in allen Gelenken nicht nur weniger gut durchblutet wird. Aufgrund eines Kollagenmangels können ihre Zellen auch weniger Feuchtigkeit binden, der Knorpel wird entsprechend spröder und dünner. Die Knorpelmasse verliert zugleich an Elastizität und Belastbarkeit und wird anfälliger für Verletzungen. Im Extremfall wird der Knorpel langsam abgebaut und arthritische Veränderungen setzen ein.
Östrogen erfüllt weitere wichtige Aufgaben: Es senkt die Schmerzempfindlichkeit und wirkt über das Immunsystem entzündungshemmend. Auch Osteoporose, ein „Entkalken“ und Destabilisieren der Knochen, geht auf einen Östrogenmangel zurück. Der zunehmende Östrogenmangel in der Menopause führt nicht zwingend bei jeder Frau zu Erkrankungen wie Arthrose, kann sie aber begünstigen.
Gelenkschmerzen, insbesondere „Anlaufschmerz“, sind Symptome für eine Vielzahl von Erkrankungen wie Rheuma, Arthrose, Gicht oder Fibromyalgie. Diese gilt es bei einer gründlichen Untersuchung auszuschließen. Wer erst schlagartig beim Eintritt in die Menopause entsprechende Beschwerden entwickelt, leidet sehr wahrscheinlich unter einem Östrogenmangel.
Häufig werden bei Wechseljahresbeschwerden die jeweils fehlenden Hormone verabreicht. In der Hormonersatztherapie (HRT) wird beispielsweise Progesteron eingesetzt. Die Menopause gliedert sich in mehrere Phasen und verläuft bei jeder Frau anders. Hitzewallungen, Scheidentrockenheit, nächtliche Schweißausbrüche sind äußere Anzeichen für hormonelles Ungleichgewicht. Die HRT ist auch hilfreich, wenn ein erhöhtes Risiko für Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht. Über die genaue Kombination der Präparate entscheidet in jedem Fall der Frauenarzt: Eine Hormontherapie birgt auch Risiken, die gegen den Nutzen abzuwägen sind.
Viel Bewegung ohne Überlastung hält fit, fördert die Durchblutung und damit die Nährstoffversorgung in allen Bereichen des Bewegungsapparates. Bindegewebe, Gelenkflüssigkeit, Knorpel und Knochen bleiben stabil und belastbar. Gut geeignet sind Radfahren, Schwimmen, alle Arten von Gymnastik, Nordic Walking oder einfach flotte ausgedehnte Spaziergänge. Sind die Hände betroffen, helfen bestimmte Übungen, sie wieder mobil zu machen.
Bei akut auftretenden Schmerzen helfen Dehnübungen oder auch Yoga. Die Lebensweise und Ernährung spielen eine wichtige Rolle: Gesunde frische Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse etwa enthalten reichlich Vitamine und Vitalstoffe. Alkohol, Zucker, Weißmehl oder auch stark industriell verarbeitete Produkte sollten Betroffene am besten meiden. Übergewicht ist ein möglicher Risikofaktor für Wechseljahresbeschwerden.
aktualisiert am 05.06.2024