Patienten, denen nach Unfällen oder wegen degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparates Gelenkprothesen implantiert werden, befürchten oft das Ende aller Bewegungsfreiheit, insbesondere bei Knie- oder Hüftgelenksprothesen. Doch das ist ein Irrtum, den Mediziner inzwischen energisch widerlegen. Die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik liefert dazu entsprechende Studien.
Nicht zuletzt sollten Patienten sich baldmöglichst nach dem Implantat eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks in Rehabilitationsmaßnahmen begeben. Spezielles Muskelaufbautraining und Krankengymnastik werden entsprechend gestaltet. Bis zu sechs Monate nach dem Eingriff sind nämlich Zurückhaltung und Vorsicht angesagt, denn Knochen und Gewebe müssen sich erst mit der Endoprothese verbinden, oder, anders ausgedrückt, diese sollte so gut wie möglich einheilen. Besondere Vorsicht gilt bei Prothesen, die mit Hilfe von Zement im Knochen verankert werden.
In der Anfangszeit der Gelenkprothetik gingen Ärzte davon aus, dass Kunstgelenke eher „geschont“ werden müssten und sich bei stärkerer Belastung lockern oder gar schneller verschleißen könnten. Die Praxis hat das Gegenteil bewiesen. Hochwertige künstliche Gelenke, insbesondere bei zementfreier Fixierung, überstehen die normale Belastung durch Bewegung sogar problemlos und bleiben sogar länger haltbar. Der übrige Bewegungsapparat des Patienten wie Muskeln, Sehnen und Bänder entwickelt sich entsprechend.
Sport-Verbote dagegen erwiesen sich als kontraproduktiv. Denn so wie vor der Implantation viele Patienten jede Bewegungslust schmerzbedingt verloren hatten, drohen bei übermäßiger Schonung nach der Operation Übergewicht, Herz-Kreislauf-Probleme und der Abbau vorhandener Muskelsubstanz. Auch degenerative oder chronische Erkrankungen des übrigen Bewegungsapparates lassen dann nicht selten auf sich warten.
Eine signifikante Gefahr für Kunstgelenke ist die Osteoporose: Sie gefährdet die Stabilität der Knochensubstanz und damit auch den zuverlässig fest verankerten Sitz der Prothese im Knochen.
Bekanntlich bleiben auch nach der Lebensmitte die Knochen elastischer und stabiler, je aktiver der Mensch ist. Auch die Gefahr einer weiter fortschreitenden Arthrose in anderen Gelenken lässt sich durch regelmäßige Bewegung wirkungsvoll in Schach halten.
Wer gut durchtrainiert und geschmeidig ist, verfügt auch über belastbare, starke Muskeln und Bänder und ein gutes Balancegefühl: Das wiederum senkt das Risiko, zu stolpern, zu stürzen und sich einen Knochenbruch oder eine Beschädigung der Prothese zuzuziehen.
Die Zukunft mit einer Endprothese sieht daher für Bewegungsfreudige rosig aus: Sportarten, die den Patienten in „Fleisch und Blut übergegangen sind“, dürfen meist problemlos weiter ausgeübt werden. Erfahrungsgemäß helfen gerade die vertrauten Bewegungsabläufe dabei, Verletzungen oder Stürze zu verhindern.
Auch Outdoor-Freunde wie Reiter, Ski- oder Kajakfahrer sollten Grünes Licht bekommen – Abenteuer und größere „Havarien“ sind aber nach Möglichkeit zu meiden. Im Bewegungsablauf „harte“, sprunghafte Sportarten wie Squash, Tennis, Fuß- oder Handball oder Alpinski werden von Medizinern immer noch kritisch gesehen. Bevorzugt empfohlen werden dagegen Schwimmen, Radfahren, Nordic Walking. Bestimmte Vorsichts-Regeln besonders in der Zeit des Wiedereinstiegs sollten Patienten in jedem Fall beachten.
aktualisiert am 04.05.2015