Die Tauchmedizin ist ein Teilbereich der Sportmedizin, der sich mit Problemen beim Aufenthalt im und vor allem unter Wasser beschäftigt. Der Schwerpunkt der Tauchmedizin liegt in der Problematik, dass der Druck mit zunehmender Tauchtiefe zunimmt und somit auch die Beatmung mit Überdruck erfolgen muss. Die so genannte Taucherkrankheit (Dekompressionskrankheit) kann entstehen, es kann zu schweren Schäden durch Gasblasen im Gewebe kommen. Weiterhin können Mangelerscheinungen und Vergiftungen verschiedener Atemgase bestehen, beispielsweise der so genannte Tiefenrausch durch Stickstoffüberschuss. Im Bereich des Ohres kann es ebenfalls zu druckbedingten Problemen kommen. Des Weiteren kann unter Wasser beziehungsweise beim Tauchen eine Unterkühlung auftreten. Andere Arten von Tauchunfällen sind immer möglich. Tauchmediziner führen auch Tauchtauglichkeitsuntersuchungen durch, um festzustellen, ob für eine Person ein erhöhtes Risiko beim Tauchsport besteht.
Die Tauchmedizin wird bei allen Patienten angewendet, bei denen sich Probleme beim Tauchen ergeben. Dazu gehören allgemein jegliche Tauchunfälle, Probleme mit den Atemgasen und auch Erkrankungen wie eine Unterkühlung. Nicht nur Patienten mit bereits eingetretenen Erkrankungen werden in der Tauchmedizin behandelt. Es wird vom Taucharzt auch eine Untersuchung durchgeführt, ob ein unbedenkliches Tauchen möglich ist (Tauchtauglichkeit).
Die Tauchtauglichkeit muss von einem Arzt erhoben werden, um bei einer Person festzustellen, ob ein Tauchen ohne erhöhtes Risiko vorgenommen werden kann. Dies kommt vor allem bei Berufstauchern zum Einsatz, wird aber auch allen Sport- und Freizeittauchern vor der Ausübung ihres Hobbys empfohlen. Bestimmte Personengruppen sollten auf Tauchen verzichten. Bei der Tauglichkeitsuntersuchung werden unter anderem die Herz-Kreislauf-Funktion und die Lungenfunktion des Tauchers untersucht. Ebenso sollte eine gründliche Diagnostik im Hinblick auf Ohren und Nasennebenhöhlen erfolgen, da auch in diesen Organen eine Schädigung durch den Gasdruck entstehen kann. Der Taucharzt stellt dem Patienten eine entsprechende Tauglichkeitsbescheinigung aus. Der Untersuchungsgang sollte wenigstens alle zwei Jahre erfolgen, bei jungen (bis 14 Jahren) und älteren (ab 40 Jahren) Menschen, die tauchen, ist die Untersuchung einmal im Jahr angeraten.
Beim Tauchen können einige gesundheitliche Probleme auftreten. Oft handelt es sich um typische Auswirkungen des Tauchens. Im Vordergrund stehen meist Schäden, die durch die starken Veränderungen des Gasdrucks hervorgerufen werden, allen voran die so genannte Taucherkrankheit. Vielen Problemen kann durch allgemeine Verhaltenshinweise (geeignetes Essen und Trinken, kein Alkohol, keine Drogen, geeignetes Equipment) vorgebeugt werden. Einige häufige Erkrankungen bei Tauchern sind:
Die Dekompressionskrankheit entsteht, wenn ein Taucher aus einer gewissen Tiefe zu schnell wieder in Richtung Wasseroberfläche gelangt. Tief unter der Oberfläche atmet der Taucher unter Überdruck Luft ein. Dies bedingt, dass auch eine erhöhte Menge an Stickstoff über die Atemluft aufgenommen wird. Das Gewebe nimmt unter dem hohen Druck, der in der Tiefe vorherrscht, relativ viel Stickstoff auf. Steigt der Taucher zu rasch wieder auf, so kommt es zur Bildung von Stickstoffbläschen im Gewebe. Sie führen zu Schäden, beispielsweise zu einer Verstopfung in kleinen Adern oder zu Verletzungen der Lunge. Beschwerden verspürt der Patient manchmal in wenigen Minuten, manchmal aber auch erst nach einem Tag. Die Haut ist gerötet und juckt. Gelenke, Muskeln und andere Gewebeanteile schmerzen. Es kann zu Allgemeinsymptomen wie Leistungseinschränkung und Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit, Herz-Kreislauf-Symptomen und mitunter starken Atembeschwerden kommen. Sensibilitätsstörungen, Lähmungserscheinungen, Sehprobleme und Hörstörungen kommen vor. In schweren Fällen kann Bewusstlosigkeit eintreten. Vor allem durch Gaseinschlüsse (Embolien) in den Blutgefäßen kann die Taucherkrankheit lebensbedrohlich werden. Auch dauerhafte Schäden für den Patienten sind möglich. Die Dekompressionskrankheit kann verhindert werden, indem der Taucher langsam genug aus der Tiefe aufsteigt.
Als Behandlung erfolgt eine Überdruckatmung mit Sauerstoff, meist in einer speziellen Druckkammer. Dadurch wird bewirkt, dass die Stickstoff enthaltenden Gewebebläschen verschwinden.
Der Tiefenrausch ist eine Problematik beim Tauchen, die durch einen erhöhten Gehalt an Stickstoff entsteht. Dies kann vorkommen, wenn der Umgebungsdruck zu hoch ist und dementsprechend auch mit der Atemluft viel Stickstoff aufgenommen wird. Stickstoff in größeren Mengen wirkt sich auf das Gehirn aus, indem der Betroffene in einen rauschartigen Zustand gerät. Die Wahrnehmung kann verändert werden, der Patient kann sich schlechter in der Umgebung zurechtfinden, und manchmal tritt Bewusstlosigkeit ein. Meist verschwinden die Symptome, wenn der Betroffene direkt, aber langsam wieder auftaucht.
Beim Tauchen können Vergiftungserscheinungen verschiedener Gase auftreten. Zu erwähnen sind die Vergiftung mit Kohlendioxyd, Kohlenmonoxyd (nur bei verunreinigter Gasflasche) und sogar mit Sauerstoff. Im umgekehrten Fall kann auch ein Sauerstoffmangel beim Tauchen bestehen.
Die Ohren, die Nase und die Nasennebenhöhlen sind Körperstrukturen, die durch die Druckschwankungen beim Tauchen besonders in Mitleidenschaft gezogen werden können. In den luftbefüllten Hohlräumen, allen voran im Mittelohr, kann die Drucksteigerung in der Tauchumgebung zu Schäden führen, z. B. auch zum Riss des Trommelfells. Die Druckauswirkung kann auch im Gleichgewichtsorgan zu spüren sein, was sich als Schwindel äußert.
Tauchen kann mitunter eine sehr starke Belastung für den menschlichen Organismus darstellen. Umstände wie die Atmung unter Überdruck, die körperliche Anstrengung und die niedrige Umgebungstemperatur können zu einem Überlastungszustand des Tauchers führen. Werden Symptome wie Konzentrations- und Leistungseinschränkung, Unruhe und Muskelzittern verspürt, sollte der Taucher sich langsam auf den Weg zur Wasseroberfläche begeben.
Unter Wasser kann es durch die hohe Wärmeleitfähigkeit rasch zu einer Unterkühlung kommen. Zunächst kommt es zu Zittern und erhöhter Erregung des Betroffenen, später können die Körperfunktionen jedoch herabgesetzt sein. Dann kann es auch zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen. Der Betroffene sollte nach dem Tauchgang allmählich erwärmt werden.
Tauchunfälle können aus den verschiedensten Gründen entstehen, in vielen Fällen liegt eine Unachtsamkeit oder eine ungenügende Tauchvorbereitung des Betroffenen vor.
Letzte Aktualisierung am 12.05.2021.