Mountain Medicine (Bergmedizin) ist ein medizinischer Teilbereich, der sich speziell mit Problemen der Gesundheit in den Bergen beschäftigt. Hauptsächlich richtet sich Mountain Medicine an Bergsteiger, aber auch an andere Personen, die sich in größerer Höhe aufhalten.
Das Gebiet befasst sich mit der Vorbeugung und der Behandlung von Erkrankungen wie Erschöpfung und Überlastung, orthopädischen Leiden (an Knie, Sprunggelenk, Schulter, Wirbelsäule, Ellenbogen), der so genannten Höhenkrankheit durch Sauerstoffmangel, Einflüssen von Kälte, Wärme und Sonneneinstrahlung sowie Verletzungen beziehungsweise Unfällen (Abstürze, Lawinenunglücke). Aufgrund des Spektrums handelt es sich bei Bergmedizinern häufig um Orthopäden.
Mountain Medicine beschäftigt sich mit allen gesundheitlichen Problemen, die speziell in Gebirgen eine Rolle spielen. Dazu gehören der Sauerstoffmangel (so genannte Höhenkrankheit) und die Unterkühlung ebenso wie orthopädische Erkrankungen, Verletzungen und Unfälle.
Die Disziplin befasst sich nicht nur mit der Therapie der jeweiligen Patienten, sondern genauso auch mit der Prävention von solchen Krankheits- und Unglücksfällen. Patienten, die in der Bergmedizin betreut werden, sind häufig relativ jung und vor ihrer Bergtour gesund. Es handelt sich oft um Reisende, die in ihrer Freizeit oder beruflich Berge besteigen oder z. B. Ski fahren. Mountain Medicine ist verwandt mit den Gebieten Trekkingmedizin, Outdoormedizin und Expeditionsmedizin.
Es gibt einige typische Problematiken, die besonders im Gebirge auftreten können. Aufgabe der Mountain Medicine ist es, sie zu bekämpfen und am besten von vornherein zu verhindern. Allgemein sollte der Mensch auf Bergtouren ausreichend vorbereitet und gerüstet sein. Entsprechendes Equipment sollte mitgeführt werden, damit es im Ernstfall verwendet werden kann.
Die so genannte Höhenkrankheit entsteht, da mit zunehmender Höhe der Luftdruck immer geringer wird und so auch der Sauerstoff in der Atemluft weniger wird. Es kommt ab einer gewissen Höhe (ab 2000 oder 3000 Metern) zu einem Sauerstoffmangel des Patienten. Der Körper kann sich jedoch in wenigen Tagen dadurch an die Situation gewöhnen, dass er mehr rote Blutkörperchen (Erythrozyten) bildet. Die Symptome der Höhenkrankheit sind unter anderem Kopfschmerz, Leistungseinschränkung, Übelkeit und Erbrechen. In schweren Fällen kommt es zur Wasseransammlung (Ödem) im Gewebe, was insbesondere an der Lunge (Lungenödem) und im Gehirn (Hirnödem) zu schweren Störungen führen kann. Die Höhenkrankheit kann lebensbedrohlich sein. Bei leichten Fällen kann es ausreichen, für einige Tage auf derselben Höhe zu bleiben, in schweren Fällen muss der Patient in tiefere Lagen gebracht werden und eventuell mit Sauerstoff beatmet werden sowie Medikamente bekommen.
Eine erhebliche körperliche Ermüdung kann bei Bergsteigern auftreten, wenn sie sich über ihre Leistungsgrenze hinaus anstrengen. Die Ursache ist meist eine Kombination aus Umständen wie zu starken körperlichen Strapazen, Flüssigkeitsmangel und Energiemangel, Krankheiten und Verletzungen sowie psychischer Erschöpfung. Insbesondere Personen in schlechtem Trainingszustand sind betroffen. Akut kommt es zur Leistungseinschränkung und Müdigkeit, der Patient hat ein starkes Bedürfnis, eine Pause zu machen. Es kann zu einer Erhöhung der Herzfrequenz und Atemfrequenz, zu Koordinationsstörungen, weiteren körperlichen Beschwerden, Konzentrationsproblemen und psychischer Verlangsamung kommen. Der Betroffene sollte sich an einem geeigneten Ort ausruhen, durch zuckerhaltige Speisen und Getränke rasch Energie bekommen und eventuell abtransportiert und weiterhin betreut werden. Eine chronische oder wiederkehrende starke Erschöpfung kann zu Folgeproblemen, z. B. von Herz und Kreislauf oder im orthopädischen Bereich, führen.
Durch die körperliche Belastung kann es zu vielen Problemen am Bewegungsapparat kommen. Besonders zu erwähnen sind Überlastungserscheinungen mit Symptomen wie Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Sie betreffen sehr oft das Kniegelenk. Es kann nicht selten aber auch zu Problemen an den Sprunggelenken, der Wirbelsäule, den Hüftgelenken, den Schultern und den Ellenbögen kommen. Neben den Gelenken selbst sind oft Bänder und Sehnen in Mitleidenschaft gezogen. Nerveneinengungen treten ebenfalls auf. Die akuten Probleme können auch zu dauerhaften Schäden führen. Behandlungen aus der Orthopädie, z. B. spezielle Verbände, Bewegungstherapie, Medikamente oder Operationen, können notwendig werden.
Insbesondere die Kälte kann im Gebirge zu einem ernsthaften Problem werden. Durch den oft stattfindenden Wärmeverlust kann es zu einer Unterkühlung kommen. Bei Wind, der in den Bergen oft vorherrscht, sowie bei Feuchtigkeit ist die Gefahr der Unterkühlung noch größer. Es kommt zuerst zum Zittern der Muskeln, in sehr schweren Fällen zur Bewusstseinseintrübung oder auch zur Bewusstlosigkeit. Der Betroffene sollte aus der Kältezone abtransportiert werden und vor Kälte geschützt werden, vorsichtig und langsam erwärmt werden und insbesondere bei starker Unterkühlung sehr vorsichtig behandelt werden. Durch Kälte können des Weiteren örtliche Erfrierungen entstehen. Auch hier ist eine langsame Erwärmung notwendig (außer, wenn sich der Patient noch einige Zeit im Gelände aufhalten muss und weitere Kältebelastungen zu erwarten sind). Sind die Erfrierungen stark, so kann es zum Absterben von Gewebe kommen. Es kann aber im Gebirge auch tagsüber zu einer starken Wärmeentwicklung und zu intensiven Sonneneinfall kommen. Daher können auch Sonnenbrände, Sonnenstiche sowie an den Augen die schmerzhafte, aber oft ungefährliche so genannte Schneeblindheit (akute Hornhautschädigung durch UV-Strahlen) vorkommen.
Unfälle am Berg treten aufgrund des schwierigen Geländes relativ häufig auf. Sie sind oft auf Unachtsamkeit, eine zu hohe Risikobereitschaft und mangelnde Vorbereitung und Erfahrung zurückzuführen. Neben Verletzungen, die prinzipiell auch im flachen Land auftreten können wie Umknicken oder Stürze, sind spezielle Bergunfälle möglich. Zu diesen gehören tiefe Abstürze und Lawinenverschüttungen. Durch umsichtiges und vorsichtiges Verhalten lassen sich viele Bergunfälle von vornherein verhindern. Neben den Unfallschäden an sich wirken sich am Berg auch Faktoren wie Kälte und schlechte Erreichbarkeit negativ aus. Bei Unfällen kommen zunächst die Regeln der Ersten Hilfe zum Einsatz. Nach dem Transport zum Arzt oder in ein Hospital wird eine entsprechende Behandlung aus der Orthopädie oder Unfallchirurgie vorgenommen.
Letzte Aktualisierung am 12.05.2021.