Manuelle Medizin ist eine Heilmethode, bei der Therapeut mit Handgriffen eine Lockerung der Gelenke und der Wirbelsäule erzielt. Manuelle Medizin ist als Begriff nahezu identisch mit dem Ausdruck Chirotherapie oder Chiropraktik. Zur manuellen Medizin kann darüber hinaus die Osteopathie gezählt werden, bei der mit ähnlichen Handgriffen auch Erkrankungen anderer Organe behandelt werden sollen. Die manuelle Medizin oder Chirotherapie kann bei einigen Beschwerden wie z. B. Rückenschmerzen sinnvoll sein. Das Verfahren kann jedoch auch gewisse Risiken beinhalten.
Die manuelle Medizin oder Chirotherapie wird primär durchgeführt, wenn Bewegungseinschränkungen oder Fehlpositionen von Gelenken vorliegen. Zu den Gelenken werden auch die Verbindungen innerhalb der Wirbelsäule gezählt. Beschwerden wie Schmerzen (z. B. Rückenschmerzen) oder Verspannungen können durch die manuelle Medizin eingedämmt werden.
Blockaden in der Wirbelsäule und weiteren Gelenken (Hüfte, Knie, Schulter, Ellenbogen) können sich nach der Meinung von Chiropraktikern jedoch auch als Symptome an anderen Körperbereichen beziehungsweise anderen Organen äußern. Die Gelenkblockaden selbst werden dann oft vom Patienten nicht bemerkt. Daher kann die manuelle Medizin oder Chirotherapie auch bei solchen weiteren Symptomen vorgenommen werden.
Zu diesen Symptomen gehören:
Die Chiropraktik oder manuelle Medizin arbeitet mit bestimmten Handgriffen. Der Therapeut bewegt Gelenke so, dass Blockierungen gelöst werden. Ebenso werden Muskelverspannungen reduziert. Der Chiropraktiker benutzt zur Therapie nur seine Hände. Die Bewegungsabläufe sind meist kurz und mit einer eher geringen Krafteinwirkung verbunden. Oftmals kommt es zu einem Knacken im Gelenk, das spürbar entlastet wird.
Blockaden und Verspannungen im Bereich von Gelenken können nach der Lehre der Chiropraktik zu weiteren Erkrankungen führen, mitunter auch an ganz anderen Stellen im Körper. Die einzelnen Strukturen im Körper werden im Zusammenhang betrachtet. Chirotherapeuten gehen davon aus, dass eine Reihe von Krankheiten durch die Handgriffe der manuellen Medizin gebessert oder geheilt werden können. Eine mögliche Erklärung ist die Verbesserung der Nervenleitfähigkeit durch die Chirotherapie.
In der manuellen Medizin gibt es noch weitere spezielle Behandlungskonzepte, die sich von der herkömmlichen Variante ein Stück weit unterscheiden.
Vor der Chirotherapie finden eine Befragung des Patienten (Anamnese) und eine körperliche Grunduntersuchung statt. Der Therapeut achtet auf die Körperhaltung, die Position der Körperteile und auf die Bewegungen. Er tastet einige Körperstellen ab. Häufig werden auch Röntgenbilder angefertigt und eine Blutuntersuchung durchgeführt. Krankheiten, bei denen eine Gegenanzeige gegen die manuelle Medizin besteht, werden ausgeschlossen (z. B. Entzündungen, Osteoporose, Bandscheibenvorfall). Des Weiteren dienen auch die Handgriffe selbst zur Diagnostik von Blockaden in den Gelenken.
Die manuelle Medizin, die Chirotherapie und die Osteopathie werden zu den alternativmedizinischen Behandlungsmethoden gezählt. Eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung wird daher nur in einem Teil der Fälle gestattet. Der Patient sollte sich im Vorfeld darüber informieren.
Der Patient befindet sich zur Chirotherapie in einer geeigneten Position. Der Therapeut testet erst die Beweglichkeit in den Gelenken, die behandelt werden sollen. Die Behandlung erfolgt dann mit bestimmten Handgriffen, die meist impulsartig, aber nur mit geringer Kraft ausgeführt werden. Die Anwendung führt häufig zu einem Knackgeräusch und zu einer Entspannung. Die Behandlung kann unterschiedlich lange dauern, bis zu 20 Minuten oder mehr. Meist sind nach dem ersten Termin noch einige weitere Behandlungssitzungen erforderlich.
Bei fachgerechter Anwendung und Beachtung der Gegenanzeigen ist das Risiko der manuellen Medizin im Allgemeinen gering. Es kommt nicht selten zu unproblematischen Komplikationen wie zur vorübergehenden Verstärkung der Schmerzen, zu Blutergüssen oder zu Abgeschlagenheit.
Vor allem an der Halswirbelsäule kann die manuelle Medizin jedoch bisweilen sehr gefährlich werden. Dort besteht das Problem, dass Arterien, die das Gehirn versorgen, geschädigt werden können. Die Folge kann ein Schlaganfall sein, der zu Lähmungen, Sinnesstörungen oder im schlimmsten Fall zum Tode führen kann.
Im Anschluss an eine Chirotherapie sollte der Patient geeignete Formen von Krankengymnastik ausüben, da der Behandlungserfolg verbessert werden kann und die Wirbelsäule stabilisiert wird.
Bei Störungen der Gelenkfunktion und bei Verspannungen kann die manuelle Medizin einen Nutzen haben. Beschwerden wie Minderbeweglichkeit oder Schmerzen lassen sich nicht selten verbessern. Bei der Behandlung weiterer Symptome (z. B. Atembeschwerden) ist eine Wirksamkeit durch die wissenschaftlich orientierte Medizin nicht nachgewiesen. Patient und Arzt sollten abwägen, ob der erwartete Nutzen der Behandlung die Risiken rechtfertigt.
Je nach den Beschwerden können unterschiedlichste Behandlungsverfahren aus der „Schulmedizin" sinnvoll oder sogar notwendig sein.
Letzte Aktualisierung am 11.05.2021.