Eine Operation an der Bandscheibe wird gewöhnlicherweise dann vorgenommen, wenn ein Bandscheibenvorfall eingetreten ist. Bei einem Bandscheibenvorfall tritt ein Gewebeanteil einer Bandscheibe aus dem Wirbelzwischenraum aus.
Das Gewebe kann auf umgebende Nerven drücken und so erhebliche Beschwerden wie Schmerzen, Lähmungen und Sensibilitätsstörungen verursachen. Oftmals reichen nicht operative Maßnahmen zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalls. Bei sehr starken oder wochenlang andauernden Beschwerden und bei Komplikationen wie Lähmungen ist eine Bandscheibenoperation angezeigt.
Die Operation wird bei einer schweren Ausprägung eines Bandscheibenvorfalls vorgenommen. Ein Bandscheibenvorfall ist eine Vorwölbung einer Bandscheibe aus dem Zwischenbereich zwischen zwei Wirbelkörpern heraus. Die Bandscheiben bestehen in der Mitte aus gallertartigem Knorpelgewebe und außen aus ringartig angelegten Bindegewebsfasern. Die Bandscheiben dienen als mechanische Pufferstrukturen in der Wirbelsäule. Sie dämmen Belastungen ein und verleihen dem Rücken Flexibilität.
Die Bandscheiben befinden sich jeweils zwischen den dicken Hauptanteilen der Wirbelknochen, den Wirbelkörpern. Vom Wirbelzwischenraum aus kann Bandscheibengewebe nach vorne oder hinten austreten. Der Mediziner spricht dann von einem Bandscheibenprolaps (Bandscheibenvorfall). Der Vorfall kann eine Bandscheibe in der Lendenwirbelsäule, nicht selten auch der Halswirbelsäule betreffen. Bandscheibenvorfälle in der Brustwirbelsäule sind eher die Ausnahme.
Bandscheibenvorfälle entstehen überwiegend durch chronische Belastungen auf die Wirbelsäule. Schädigende Einflüsse auf die Bandscheiben können z. B. oftmaliges Heben schwerer Lasten, ständiges Sitzen, mangelnde Bewegung, Übergewicht sowie auch Schwangerschaft sein. Es können auch akute Einwirkungen zu einem Bandscheibenvorfall führen wie das Aufkommen nach einem Sprung oder eine starke Drehung.
Bei einem Bandscheibenvorfall kann das Gewebe auf einen Nerv drücken oder das Rückenmark einengen. In diesen Fällen kommt es zu Symptomen wie Schmerzen im Rücken (Lumbago, so genannter Hexenschuss), die oft auch im Bein verspürt werden können. Ein solcher Bandscheibenvorfall kann auch Lähmungserscheinungen (häufig im Bein) oder ein Taubheitsgefühl bewirken. In wenigen Fällen ist es auch möglich, dass die Funktion der Harnblase oder des Mastdarms gestört ist.
Eine Operation bei einem Bandscheibenvorfall ist angezeigt, wenn er zu sehr heftigen Schmerzen führt, wenn Ausfälle der Blase oder des Mastdarms bestehen oder wenn die Schmerzsymptome über Wochen anhalten.
Die Bandscheibenoperation wird vorgenommen, um den Nerv beziehungsweise das Rückenmark zu entlasten. Dies erfordert in aller Regel, dass hervorgequollenes Gewebe aus der Bandscheibe entfernt wird. Der Druck auf die Nervenstränge verschwindet, und in vielen Fällen kommt es zum Rückgang oder zum Wegfall der Symptome.
Der Arzt erkundigt sich beim Patienten über dessen Symptome und über mögliche bisherige Erkrankungen (Anamnese). Daraufhin untersucht er den Körper mit dem Schwerpunkt auf den neurologischen (nervenärztlichen) Zustand. Besteht ein Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall, so werden bildgebende Verfahren durchgeführt wie eine Röntgenuntersuchung, eine Computertomographie oder eine Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT).
Gegebenenfalls müssen in Absprache mit dem Arzt Medikamente abgesetzt werden, die die Blutgerinnung hemmen. Dazu gehören Marcumar® und Aspirin®.
Für eine Operation an der Bandscheibe ist, insbesondere bei offenem Hautschnitt, meist eine Vollnarkose erforderlich. Der Patient liegt auf dem Bauch. Der Arzt kann einen offenen Eingriff mit größerem Einschnitt von Haut, Muskeln und Bändern, aber in einigen Fällen auch eine endoskopische Operation durchführen. Letzteres bedeutet, dass ein feines optisches Gerät sowie die Operationsinstrumente über mehrere kleine Zugänge zum Operationsgebiet vorgeschoben werden. Der Arzt kann dann unter Sicht operieren, da ein Bild in Echtzeit auf einem Monitor angezeigt wird.
Bei der Bandscheibenoperation wird Gewebe aus der Bandscheibe entfernt. Dies betrifft das hervorgetretene Gewebe und zum Teil auch weitere Anteile der Bandscheibe. Eine Entfernung umliegenden, störenden Gewebes kann ebenfalls notwendig sein.
In den Operationsbereich wird dann meist eine Drainage gelegt, die nach wenigen Tagen gezogen werden kann. Die Wunde wird vernäht, und ein Verband wird angelegt.
Bei einer Bandscheibenoperation kann es besonders zu Schäden an Nerven oder am Rückenmark kommen, da der Arzt oft ganz in der Nähe dieser Leitungsbahnen operieren muss. Lähmungen, Störungen der Sensibilität oder auch Funktionsstörungen des Darms, der Blase oder der Genitalien können trotz sorgfältigen Vorgehens nicht ausgeschlossen werden. Blutungen und Nachblutungen sowie Blutergüsse sind möglich. Bei einer Infektion kann es nicht ausgeschlossen werden, dass es zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) kommt, welche zu lebensbedrohenden Komplikationen führen kann. Des Weiteren kann es zu Wundheilungsproblemen und zu Narben kommen.
Im Anschluss an die Bandscheibenoperation darf der Patient sich noch nicht drehen oder aufrichten. Am Folgetag darf er mit Unterstützung des Personals aufstehen, später ist es immer öfter erlaubt. Bald kann mit geeigneter Krankengymnastik begonnen werden. Regelmäßige Untersuchungen dienen der Kontrolle des Heilungsverlaufs. Unter anderem wird geprüft, ob der Patient die Beine normal bewegen kann. Bis zur vollständigen Heilung dauert es meist zwei bis drei Monate, noch länger darf der Patient keine schweren Gegenstände tragen.
In aller Regel können durch eine Operation an der vorgefallenen Bandscheibe die Beschwerden gelindert werden. Ungefähr drei Viertel der Operierten leiden nicht mehr an Schmerzen. Die restlichen Operierten verspüren meist eine deutliche Besserung. In manchen Fällen kann es trotzdem dazu kommen, dass die Beschwerden bestehen bleiben. Komplikationen sind möglich. Bisweilen kann es auch nach dem Eingriff noch zu weiteren Bandscheibenvorfällen kommen.
Bei einer großen Anzahl von Bandscheibenvorfällen ist keine Operation notwendig. Diese weniger schweren Vorfälle lassen sich durch konservative (nicht operative) Maßnahmen behandeln. Bei der konservativen Therapie wird die Wirbelsäule entlastet beispielsweise durch körperliche Ruhe, Hochlagerung des Beins oder stabilisierendes Material wie eine Halskrause. Dazu kommen unterstützende Maßnahmen wie Wärme oder Kälte, Arzneimittel, Bewegungsübungen oder Massage.
Letzte Aktualisierung am 17.05.2021.