Unter dem Begriff Kryodenervation versteht man die Kältebehandlung der Wirbelgelenke. Sie kommt bei schmerzhaften Veränderungen in den kleinen Gelenken der Hals- oder Lendenwirbelsäule zum Einsatz. Es handelt sich hierbei um ein minimal invasives Verfahren der Schmerztherapie der degenerativ veränderten Wirbelsäule. Die Nerven werden hierbei nicht unwiederbringlich zerstört, sondern lediglich unempfindlich gemacht. Es handelt sich also um einen reversiblen Prozess.
Die schmerzleitenden Nerven der Wirbelgelenke (Fazetten) werden unter Bildwandlerkontrolle zunächst mit einer feinen Nadel aufgesucht und bei circa -65 Grad Celsius, mit einer speziellen Sonde, der so genannten Kryosonde bzw. Vereisungsstift (wird durch Kohlendioxid gekühlt) vereist, so dass der Schmerz nachlässt. In der Nähe befindliches Gewebe wird dadurch vereist und kann somit die Schmerzimpulse nicht mehr weiterleiten. Diese Fasern befinden sich in der Regel in der unteren Lendenwirbelsäule, oberhalb und wirbelsäulennah an den Querfortsätzen der Wirbelsäule.
Durch einen integrierten Nervenstimulator lässt sich eine exakte elektro-physiologische Lokalisation der Sonde am Nerv erreichen. Somit wird vor allem die Verletzung von motorischen Nerven vermieden. Mit diesem Verfahren werden zwar die verschlissenen Wirbelgelenke nicht repariert, dennoch erreicht man eine gute Schmerzlinderung.
Für eine gewisse Zeit besteht also Schmerzreduktion oder sogar Schmerzfreiheit. Da aber die Nerven manchmal nachwachsen können, ist eine Wiederholung dieser Therapie nach sechs Monaten möglich. Bei einer erfolgreichen Kryodenervation kann die Schmerzreduktion sogar ein bis zwei Jahre anhalten, ohne dass weitere Medikamente eingenommen werden müssen.
Die Kryodenervation kommt erst dann zum Einsatz, wenn die üblichen konservativen Maßnahmen wie kurzfristige Bettruhe, leichte Schmerzmittel und Physiotherapie, nicht oder nicht mehr ausreichend greifen. Dann kann mit gutem Erfolg und praktisch risikofrei, die Kryodenervation durchgeführt werden. Der Eingriff dauert ungefähr 15 bis 20 Minuten.
Ein wesentlicher Vorteil dieser Methode ist, dass selektiv schmerzweiterleitende Nerven von der Schmerzleitung getrennt werden und dadurch schmerzhafte Gelenkabschnitte den Patienten nicht mehr belasten, da diese nicht mehr wahrgenommen werden. Man sollte jedoch wissen, dass die ursächliche Wirbelgelenkarthrose, ausgelöst durch Fehlhaltung, Osteoporose, Wirbelgleiten, dadurch nicht therapiert sondern nur symptomatisch behandelt wird.
Des Weiteren wird der Eingriff ohne Vollnarkose, lediglich in lokaler Betäubung und mit einem kleinen Hautschnitt durchgeführt. Dadurch ist der Erfolg unmittelbar während des Eingriffes zu überprüfen. Damit erreicht man vor allem ein optimales Ergebnis für den Patienten.
Die Erfolgsquote, also die Chance einer deutlichen, zufriedenstellenden Schmerzminderung bzw. -behebung liegt bei etwa 70 Prozent.
Hauptindikation sind therapieresistente, chronische Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule. Es handelt sich vor allem um chronische Schmerzsyndrome des Körperstamms unterschiedlicher Genese, die sich als Rückenschmerz mit oder ohne Ausstrahlung äußern können.
Sollte es nach Durchführung von physikalischen Maßnahmen, medikamentöser Schmerzbehandlung und/oder Infiltrationsbehandlung mit Lokalanästhetika oder Antiphlogistika bzw. Kortison zu keiner zufriedenstellenden Besserung kommen, so ist die Kryodenervation der Facettengelenke eine hervorragende Therapieoption.
Außerdem bestehen folgende Indikationen zur Kryodenervation:
Die besten Ergebnisse werden bei gut zu lokalisierenden Schmerzbereichen erzielt. Je diffuser der Schmerz, desto weniger erfolgreich ist der Eingriff.
Absolute Kontraindikationen sind:
Vor Durchführung der Kryodenervation erfolgt eine umfangreiche Wirbelsäulendiagnostik.
Hierzu gehören vor allem die:
Direkt nach dem Eingriff erfolgt zunächst eine dreistündige Bettruhe in Rückenlage, dadurch erreicht man eine zusätzliche Kompression der Wunde. Im Anschluss darf sich der Patient wieder auf Stationsebene bewegen. Nach dem Eingriff sollten die Patienten zur Eigen- und Therapiekontrolle ein Schmerzprotokoll führen. Noch am gleichen oder am nächsten Tag können die Patienten in der Regel entlassen werden.
Nach einer zufriedenstellenden Schmerzlinderung sollte der Patient, im Rahmen der Krankengymnastik oder durch Aufnahme sportlicher Aktivitäten versuchen, die die Wirbelsäule stabilisierende Rückenmuskulatur aufzubauen und zu kräftigen. Dieser Muskelaufbau ist besonders wichtig, da hierdurch die Verschleißprozesse verlangsamt werden können und die belastende Fehlhaltung der Wirbelgelenke so zusätzlich verringert werden kann.
Die Risiken der Vereisung sind relativ gering. Der Patient erhält bereits während des Eingriffs ein Antibiotikum gegen mögliche Entzündungen. Weiterhin können, wenn auch selten, auftreten:
Letzte Aktualisierung am 18.05.2021.