Unter dem Begriff Biofeedback versteht man die Rückkopplung bzw. die Rückmeldung eines oder mehrerer biologischer Signale. Sie bezeichnet eine Methode, bei der Veränderungen von Zustandsgrößen biologischer Vorgänge, mit technischen Hilfsmitteln beobachtbar, dem eigenen Bewusstsein zugänglich gemacht werden. Normalerweise sind die biologischen Vorgänge im Körper der unmittelbaren Sinneswahrnehmung nicht zugänglich. Viele Regelkreise laufen in unserem Körper unbewusst ab. Der Mensch wäre ohne dieses Feedback nicht in der Lage zu existieren sowie sich zu entwickeln.
Kommt es zu einer Entgleisung der Regelkreise, wie z.B. beim Tremor oder bei Herzrhytmusstörungen, so muss die Störung therapiert werden. Der Patient erhält in vielen Fällen zunächst Medikamente, die Einfluss auf die Kontroll- und Steuerungsvorgänge im Körper nehmen. Ein wesentlicher Nachteil ist jedoch, dass die Medikamente häufig über sehr lange Zeit eingenommen werden müssen und Nebenwirkungen nicht immer auszuschließen sind.
Daher ist es natürlich sinnvoll, eine Therapieform anzuwenden, welche den Patienten dazu bringt, solche Fehlfunktionen möglichst selbst zu behandeln, indem er sie kontrolliert und bewusst steuert. Dies ist natürlich nicht von heute auf morgen möglich und erfordert Zeit und Geduld. Der Patient muss zunächst lernen, seine Vitalfunktionen zu verstehen und erfahren, wie er drauf reagiert und welchen Einfluss er auf seine Reaktionen nehmen kann. Hilfreich ist dazu ein System außerhalb des Körpers, dass die Reaktionen im Innern widerspiegelt. Demnach ist die Biofeedback-Therapie in solchen Zuständen gut geeignet.
In welchen Bereichen kann die Biofeedback-Therapie angewandt werden?
Biofeedback zeigt eine inhaltliche Nähe zu verhaltenstherapeutischen und lerntheoretischen Ansätzen. Die Einsatzmöglichkeiten sind daher sehr vielfältig. Biofeedback findet über kurative Ansätze hinaus auch Anwendung im Bereich des peak-performance-trainings und des Coachings. Häufig wird es auch zur Entspannung und Rehabilitation eingesetzt. Es hat nichts mit der Bioresonanztherapie zu tun.
Über das Biofeedback können folgende Funktionen beeinflusst werden:
- Psychosomatik
- Hirnleistungsstörungen
- Zerebrale Durchblutung
- Brain-Jogging
- Hyperventilations-Syndrom
- Essentielle Hypertonie
- Muskeltraining / Rehabilitation
- Lähmungen
- Muskeldysfunktionen
- Weibliche Harninkontinenz
- Schmerzzustände
- Angstzustände
- Schlafstörungen
- Spannungskopfschmerz
- Migräne
- Chronische Rückenschmerzen
Wie funktioniert die Biofeedback-Therapie?
Häufig sind innerliche Regulationsvorgänge dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich, so dass bei Imbalancen nicht direkt auf den Regelkreis eingewirkt werden kann. Mit Hilfe von Biofeedback sollen mittels physiologischer Messungen, Körperfunktionen wie Puls, Hirnströme oder Hautleitwert, dem Bewusstsein zugänglich gemacht werden. Es handelt sich um eine apparativgestützte Verhaltenstherapie, bei der der Patient lernt, die Körperfunktionen willentlich zu beeinflussen. Im allgemeinen geschieht dies durch Töne (Lautstärke, Tonhöhe oder Klangfarbe) oder Visualisierungen (z.B. Zeiger oder Balkengraphiken). Durch diese Rückkopplung versucht der Patient eine Verbesserung der Regulation durch operante Kontrolle zu erzielen. Damit ist die Biofeedback-Therapie eine echte Alternative zur medikamentösen Therapie.
Es können folgende biologische Parameter erfasst werden:
- Blutdruck
- Puls (Frequenz, Amplitude und Variabilität)
- Atemmuster (Atemfrequenz, Atemamplitude)
- Sauerstoffgehalt des Blutes
- Hauttemperatur
- Hautleitwert
- Muskelpotentiale
- Gehirnströme
Die Geräte reichen von tragbaren kleinen Geräten (erfassen häufig nur ein Parameter), über Vaginal- und Rektalelektroden bis hin zu Mehrkanalgeräten, welche mehrere Signale gleichzeitig hochfrequent aufzeichnen. Die Übertragung der Signale erfolgt teilweise kabellos über Bluetooth-Technik, so dass der Patient sich während der Behandlung ungehindert bewegen kann.
Wie wird die Therapie durchgeführt?
Während der Behandlung sitzt der Proband bzw. Patient vor einem Computerbildschirm. Über eine Messsonde, welches an seinem Finger angebracht ist, wird der Hautleitwert und damit indirekt der Grad der Anspannung des autonomen Nervensystems gemessen und auf einem Monitor angezeigt. Dadurch erhält der Proband bzw. Patient ein Feedback über seine aktuell ablaufenden physiologischen Regelmechanismen. Gleichzeitig werden Atemkurve oder der Grad der Muskelanspannung an Stirn und Nacken erfasst. Je nach Bedarf können auch andere Parameter bzw. Signale, mit Hilfe von verschiedenen Messgeräten, erfasst werden. Die erhobenen Werte werden auf dem Bildschirm als Kurvendiagramm oder anders graphisch aufbereitet dargestellt. Dadurch werden psychophysiologische Zusammenhänge verdeutlicht. Das beobachtbare Reaktionsmuster kann individuell sehr unterschiedlich aussehen.
Durch die Rückmeldung kann sich der Patient selbst besser kennenlernen und Entspanntheit und Angespanntheit unterscheiden. Somit hilft Biofeedback einer Bewusstseinsschärfung für eigene innere Zustände. Man spricht auch von einer Erhöhung der Introspektionsfähigkeit.
Im zweiten Schritt werden gemeinsam mit dem Therapeuten Mechanismen entwickelt bzw. Übungen erlernt, die dazu dienen, die Parameter in Richtung auf ein Therapieziel zu verändern, z.B. die Muskelanspannung zu drosseln oder das Atemmuster gleichmäßig und ruhig werden zu lassen. Der Patient kann somit gezielt Einfluss auf die jeweiligen Körperfunktionen nehmen.
Welche Methode man dabei anwendet ist völlig egal, der Weg zum Ziel ist nicht vorgegeben. So kann Biofeedback mit Entspannungsverfahren wie Yoga, dem autogenen Training oder progressiver Muskelentspannung problemlos kombiniert werden. Es geht letztlich darum, dass man im Alltag auch ohne Hilfsgerät, Einfluss auf das vegetative Nervensystem nehmen kann. Schwierige Situationen sollen besser gemeistert werden, ohne Beschwerden zu entwickeln.
Der Therapieerfolg sollte sich nach etwa zehn Sitzungen eingestellt haben. Sinnvoll ist jedoch eine regelmäßige Auffrischung der Biofeedback-Therapie, um zu sehen, ob die erlernten Mechanismen noch effektiv einsetzbar sind, oder gegebenenfalls neue Muster erlernt werden sollten.
Die Biofeedback-Therapie kann vor allem bei folgenden Krankheitsbildern angewandt werden:
- Schmerzsyndrome wie Migräne oder chronischer Rückenschmerz
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Morbus Raynaud
- Inkontinenz
- Angst- und Panikstörungen
- ADHS, Epilepsie
- Tinnitus
- neuromuskuläre Rehabilitation
- Stressmanagement, Peak-Performance-Training
Die Methode ist frei von Nebenwirkungen und daher auch für Kinder ab circa 6 Jahren sowie Erwachsene mit Behinderungen prinzipiell geeignet.
Wer trägt die Kosten für die Behandlung?
Obwohl für viele der genannten Indikationsbereiche stichhaltige Wirksamkeitsnachweise erbracht und in Metaanalysen mittlere bis große Effektstärken gezeigt worden sind, werden die Kosten für Biofeedback derzeit nur in Einzelfällen von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.